Daft Punk – Discovery

Wie die Zukunft aussehen wird, ist vor allem eine Frage des Designs. Und das folgt völlig anderen Regeln als der abstrakte technische Fortschritt: Zum Beispiel konnte Stanley Kubrick schon 1968 im Film „2001“ überzeugende Vorschläge für die Innenarchitektur eines Raumschiffs liefern. Viel Sixties-Chic war dabei, aber in „Alien“ sah das Ding noch immer so aus.

Zwölf Jahre und einige bemannte Allflüge später. Der Popsong der Zukunft könnte so klingen wie „Digital Love“ von der neuen Daft Punk-Platte. Aus dem Rauschen der Filter materialisiert sich ein rhythmisch straffes Motiv, umflirrt von kleinen Fanfaren. Der Vocoder-Mann (bekannt aus „Video Killed The Radio Star“) singt, der House-Beat hat eingesetzt. Bestimmt, aber lässig genug. Ein E-Piano-Break (Supertramp) und dann, unglaublich, ein wolkenstürmendes Gitarren-Solo (JFrampton Comes Alive“). Aber das ist keine Hommage. Das blitzt vor Selbstbewusstsein, das ist ein Entwurffür hier und jetzt.

Vor vier Jahren hörten sich Daft Punk zum Teil noch so an, als würde jemand diverse Reißverschlüsse energisch aufund zuziehen. Für die Club-Böden war das wie Rock ’n’Roll, andersrum lief „Around The World“ auch bei hemdsärmeligen Studenten-Discos gut. Der raue Umgang mit dem Material (auch damals schon die Siebziger) kam noch vom jugendlichen Spieltrieb, schließlich waren Thomas Bangalter und Guy de Homem-Christo süße 22. Heute repräsentieren sie ein mittelgroßes Unternehmen, dazu die ganze Musik-Nation Frankreich. „Discovery“ ist ihre Magisterarbeit. Das Raumschiff in „2001“ hieß genau so, aber das ist Zufall.

Bekanntlich zeigen sich Daft Punk nie ohne Masken, was albern ist und in scheinbarem Gegensatz dazu steht, dass sie als erste dem Anonymus House ein Gesicht gegeben haben. Weil sie große Stilisten sind, grandiose Designer, die aus schlappen Gimmicks funktionale Elemente machen können. Auf „Discovery“ zielen sie dabei nochkonzentrierter in Richtung Pop, haben sogar einen echten Schlafzimmer-Funk im Programm und eine Art „Play Bach“ mit Darth Vader an der Space-OrgeL So müsste auch der Durchbruch zu den Kaffeetischen zu schaffen sein.

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