Das andere Gesicht Rock Hudsons

„Das andere Gesicht Rock Hudsons“ von Guillermo J. Fadanelli porträtiert eindrücklich und sprachlich sehr angemessen ein tristes, armes, hoffnungsloses und entsprechend moralisch verkommenes Mexico City. Der jugendliche Ich-Erzähler wird von dem knallharten Drogenhändler und Auftragskiller Juan Ramirez widerwillig zum Helfershelfer gemacht. In ein paar Rückblenden werden Ramirez‘ frühen Jahre eingeblendet, um die Ähnlichkeit der beiden zu bezeugen, und als sei das alles naturgesetzlich determiniert, tritt der Ältere irgendwann ab und der Erzähler an seine Stelle. Der erzählt das alles mit der abgestumpften Teilnahmslosigkeit und der erprobten Lakonie des Film noir, die dann aber immer wieder durchbrochen wird von einer biologistischen Ekel- und Kadaver-Metaphorik. Es ist das alte Spiel mit der Ästhetik des Hässlichen, aber es geht Fadanelli nicht um Baudelaires „aristokratisches Vergnügen zu Missfallen“, also nicht darum, Bürger zu erschrecken und den Absolutismus der Kunst einzufordern, für ihn ist das bloß Realismus mit anderen Mitteln. 3,5 „Torpedo (crosscult, ISEuro) von Jordi Bernet und E. S. Abuli ist ein Comic noir in der Spillane-Tradition und folglich so provozierend amoralisch, dass er bei den verschiedenen Übersetzungen und Nachdrucken immer wieder zensiert wurde und der erste Zeichner, Alex Toth, schon nach ein paar Folgen aufgab, weil er Grausamkeit, Misogynie und Rassismus dieser Kurzgeschichten nicht mehr goutieren konnte. Den Strips hat das nur gut getan, denn Bernets scharf konturierte, dynamische Zeichnungen sind sehr viel detailschärfer, eleganter und evozieren deutlich angemessener die klassische Gangster-Atmosphäre der 30er Jahre. Torpedo ist ein Auftragskiller und seine Geschäftsphilosophie recht simpel: „Es gibt Menschen, die gut essen, und andere, die ihnen dann die Scheiße wegputzen… Das Klopapier waren zehn Riesen.“ Abuli trifft diesen leicht ironisch überzogenen, mit betont dummen Sprüchen gebrochenen Pulp-Sound gut, auch Tarantino hat nach eigenem Bekunden bei ihm gelernt. Und der hat diesen fulminanten Spaß mit der Gewalt so etabliert, dass die auf fünf Bände angelegte deutsche Gesamtausgabe sicher ohne Beanstandungen durchgehen wird. (16,80 Euro)

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates