Daughter

„Stereo Mind Game“

4AD/Beggars (VÖ: 7.4.)

Das wiedervereinte Trio mit sehnsüchtigen Songs

2017 war erst mal Schluss gewesen, nach zwei Alben und einem Soundtrack (hauptsächlich Instrumentals) für ein Videospiel. Elena Tonra widmete sich als Ex:Re einer Solokarriere, Gitarrist Igor Haefeli verschlug es über den Umweg San Diego nach Bristol, Drummer Remi Aguilella nach Portland/Oregon. Doch „Wish I Could Cross The Sea“ steht jetzt am Schluss des neuen Albums von Daughter für mehr als nur einen Schlagzeuger, der seinen Anteil remote in Vancouver/Washington aufnehmen musste.

Tonras Stimme, in der ätherische Präsenz kein Widerspruch ist, ist nach wie vor die Hauptattraktion

Das wiedervereinte Trio umkreist hier in zwölf Stücken die große Sehnsucht, vor allem wie damit umzugehen ist, wenn sie sich nicht erfüllt (das soll ja eher die Regel sein), derweil diese verdammten Stimmen da im Kopf ein „Stereo Mind Game“ aufführen. Doch wenn hinter der Pause auch die stille Sehnsucht nach ein bisschen Veränderung stand, ist zumindest diese Realität geworden. „Isolation“, zart hingetupft, ist der guten alten Daughter-Verzweiflung am nächsten, aber schon hier ist Ausweglosigkeit keine Option mehr in versöhnlicheren Grautönen.

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Opulenter ist der Sound, mit Bläsern und den Streichern des 12 Ensemble, ohne die Intimität zu erschlagen. Tonras Stimme, in der ätherische Präsenz kein Widerspruch ist, ist nach wie vor die Hauptattraktion. Aber sie bleibt dabei nie so lange allein wie im kreiselnden „Neptune“, das sich in ein beschwörendes Finale steigert, während Tonra über dem treibenden Achtelbass von „Swim Back“ eins wird mit dem Backing, als wollte sie wirklich mit dem Strom schwimmen.

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„Dandelion“ und zumal „Future Lover“ haben dann für ihre Verhältnisse fast schon etwas Verspieltes. „Sweet nothings from the ghost in the room/ It’s so heavy when I think of you“, singt sie. Zwischen straightem Indie-Pop („Be On Your Way“, „Party“) und eher Experimentellem („Junkmail“, „[Missed Calls]“) loten Daughter ihre Möglichkeiten aus. Länger pausieren sollten andere Bands auch mal – wenn sie so zurückkommen können.