David Bowie – Station To Station

Eine Bestie von Album, kryptisch, mystisch, verstiegen, fiebrig, halluzinativ. Ein Drogenflug, ein Sprung ins Okkulte, Space-Funk, White Noise, Psychedelia, Schnulzen, die schönsten elektrischen Gitarren der Rockmusik.

„Once there were mountains on mountains/ And once there where sunbirds to soar with/ And once I could never be down/ Got to keep searching and searching“: Es berührt ja nicht die makellose Grazie dieser Songs, dass man sie nicht versteht. Wie alle große Kunst liegt ihre Magie in der Rätselhaftigkeit beschlossen. Rob Sheffield vermutet, dass David Bowie selbst nicht weiß, wie er „Station To Station“ gemacht hat. Natürlich nicht, denn „Station To Station“ hat ja ihn gemacht. Den Thin White Duke.

Auch die Musiker, die ja nachweislich bei den Aufnahmen anwesend waren, wollen oder können sich nicht an die Entstehung des Wunderwerks erinnern. Roy Bittan spielte ähnliche Piano-Läufe wie im Jahr zuvor bei Springsteens „Born To Run“. Earl Slick und Carlos Alomar befeuerten sich bei der wahnsinnigen Gitarren-Klimax von „Stay“.

Aber diese schleppende, leiernde Eröffnung von „Station To Station“, bevor der strahlendste aller Gesänge einsetzt und uns von einer ominösen Bewegung von Kether nach Malkuth erzählt: Ist das Krautrock? Kraftwerk? Dann kommt eine Überleitung wie Prog-Rock, „it’s not the side-effects of the cocaine“, und der Song explodiert im unwiderstehlichsten Rhythm & Blues: „I must be only one in a million/ I won’t let the day pass without her/ It’s too late to be grateful/ It’s too late to be late again …“ Mit dem majestätischen „Word On A Wing“ und „Wild Is The Wind“, dem Schmachtfetzen des großen Filmmusik-Komponisten Dimitri Tiomkin, ehrt Bowie sein Idol Scott Walker – und übertrifft es. Und die mächtig sich aufschwingenden Kadenzen, das Saxofon, das Kneipen-Klavier, die parodistischen Rock’n‘-Roll-Posen, das Lärmen und Grollen von „TVC15“!

Brillanter ging es nicht mehr. Danach kamen Brian Eno, Berlin, V2-Schneider und die Mauer.
Jetzt gibt es zusätzlich auf zwei CDs das „Isolar“-Konzert im Nassau Coliseum, März 1976. Und die monströse Sammler-Edition – einen Karton mit all dem und ein paar Schallplatten, Fotos und Kram.

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