Deftones :: Saturday Night Wrist

Fahler Metal-Sound, bei dem alles im Strudel des Bösen versinkt

Man hätte das ja kommen sehen können: Weil Chino Moreno etwas zu viel Gefallen an seinem Zweitprojekt, Team Sleep, findet, haben sich die Deftones in die Haare gekriegt. Während der Aufnahmen zum neuen Album ist Moreno so mir nichts, dir nichts vier Monate lang auf Tournee gegangen und hat die anderen im Studio sitzen lassen, übrigens mit Produzentenlegende Bob Ezrin, der so viel Missachtung sicher nicht gewöhnt ist. Außer von Roger Waters, und das ist lange her.

Jedenfalls ist viel gestritten worden bei den Neo-Metallern, weshalb die Platte ein bisschen lustig „Saturday Night Wrist“ heißt – gemeint ist die Art von taubem Handgelenk, mit dem man nach einer Wochenendschlägerei erwacht. Schönes Bild, hart gesotten. Wie man die neue Platte zu sehen hat, sagen die Deftones einem selbst und liegen mit ihrer Einschätzung ganz richtig: Dynamischer ist es geworden, ein bisschen mehr wie früher vielleicht. Leise also und laut, brutal und romantisch, manisch und depressiv, metallisch und psychedelisch.

Der erste Track, gleichzeitig die Single, heißt „Hole In The Earth“, und war dieses Loch nicht schon immer da? Es ist ein Schlund in dieser Art von Musik, ein böser Strudel, in dem alles sukzessive versinkt, Ausnahmen gibt’s keine. Da hilft am Ende auch die genannte Romantik nicht, die die Deftones wohl von den bloß noch klaustrophobischen Korn unterscheidet. Das Gefühl des Verlorenseins ist durch und durch US-amerikanisch, hat keine Bezüge und keinen Halt und wirkt deshalb auf alle Außenstehenden so unendlich fahl und apathisch.

Weil die Deftones nun einen Schritt weiter gehen wollten, gibt es auf „Saturday Night Wrist“ neben den Riff-Hammern selbstversunkene Jams wie das seltsam betitelte „U, U, D, D, L, R, L, R, A, B“, in dem die Synthesizer blubbern, das fast progressiv anmutende, in Zeitlupe gespielte „Xerces“, aber auch das ultraharte „Combat“, an dessen Anfang man ein Funkgespräch hört, das Ezrin in sehr ähnlicher Art einst für „The Wall“ anfertigte; ein amüsanter Verweis. Aber leider haben die Deftones keinen Humor.

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