DestinysChild – Survivor
Survivor. War der Part nicht irgendwie Tina Turner vorbehalten? Leicht pathetisch, durchdrungen von ihrer Mission halt, widmen Destiny’s Child ihr drittes Album allen, die so tiefe Täler unterschiedlichster Beschaffenheit durchschreiten mussten wie die Protagonistin im Song „The Story Of Beauty . Und damit ja auch sich selbst, den umständehalber früh gereiften 19-Jährigen. Seit einer Dekade schon reitet Beyonce Knowles ihr „Solo für Gott“, wie sie ihren R&B-Kreuzzug tituliert, der erst zum echten Pop-Siegeszug wurde, als so manche Komparsin längst auf der Strecke geblieben war – aussortiert von einem ehrgeizigen Daddy-goes-Manager, der vorher in der Chemie-Branche war und von der Tochter im Booklet halbwegs ironisch als „marketing genius“ gepriesen wird.
Noch ironischer ist freilich, dass sich ausgerechnet diese Tochter aus behütetem Houston-Hause so überzeugend zur Fürsprecherin selbstbestimmter Frauen aufwerfen konnte. Part II zum Hit aus „Drei Engel für Charlie“, hier nachgereicht, funktioniert aber schon nicht mehr ganz so gut. Und was sind Beyonce, Langzeitgefahrtin Kim und Michelle, die aktuelle Dritte im Bunde, nun wirklich? Drei Engel für die lädierte R&B-Seele? Die Fortsetzung der Supremes mit anderen Mitteln? Die kleinen Schwestern von En Vogue? Oder doch nur die artigen Cousinen der All Saints? Geraucht und geflucht wird jedenfalls nicht, Sex wohl nur unter der Bettdecke. Das Cover, ein Meisterwerk der Retuschierkunst, lässt sie dean schillern zwischen urigem „Black is beautiful“-Junglegirl mit Lendenschurz und gebleichter Leder-Barbie-Puppe.
Die Musik dazu ist State ofthe art-R&B der neuen Schule, im Baukastenprinzip zusammenmontiert von einer kleinen Armada Co-Autoren und Produzenten. „Bootylicious“ schraubt ein Survivor-Intro und ein Stevie-Nicks-Sample funky ineinander, der neckische „Apple Pie“ schmeckt schön süß, ein Gospel-Medley können sie a capella, auch die „Emotion“ aus dem Hause Gibb verpufft hier nicht.
Anderswo freilich verlieren sich ihre sanft forcierten Harmonies schon mal im Niemandsland ziellos holpernder Grooves und banaler Balladerei. Das „Co-“ dazu ist jedenfalls immer Beyonce Knowles. Im abschließenden
„Thank You“ setzt es schon verdächtig viele Treueschwüre, von wegen „DC 3 forever“. Doch als Einzige darf sie mit „My Heart Still Beats“ den großen Alleingang fürs Soul-Herz abziehen. Könnte also gut sein, dass die Knowles demnächst zu einem ganz und gar irdischen Solo ansetzt. Michelle zitiert derweil aus den Korinther-Briefen ausgiebig zum Wesen der Liebe und widmet ihrer Chefin den schönen Satz: „What God has given you, no man will ever take away.“