dEUS – Pocket Revolution

Liebe liebt Mimikry: „Love’s a joke/ Or a spaceship/ Or a plant/ Or a tubezipper/ It’s what you want it to be.“ Wenn sich Tom Barman, Sänger und Songwriter von dEUS in „Stop-Start Nature“ zwischen einem Synthie-Baß und hingehauenen Gitarrenakkorden über das chamäleonartige Auftreten der Liebe ausläßt, redet er natürlich auch über sich selbst und die Musik seiner Band. Denn auf irgendwas festlegen lassen sich die unternehmungslustigen Belgier auch nach fünf Jahren Auszeit auf „Pocket Revolution“ nicht.

„If You Don’t Get What You Want“ etwa riecht nach fettigen Haaren, verschwitzten T-Shirts und verschüttetem Bier – und steigert sich mehr und mehr in einen Rock’n’Roll-Brecher hinein. „Cause you’re the kinda girl/ I would offer you the world/ You’ll mess it up for fun/ Beg for another one/ A second and a third“, nölt Barman so überzeugend, daß man glaubt, dEUS hätten in Antwerpen ein Auffanglager für heimatlos gewordene The-Bands eingerichtet.

Doch an der Garagen-Grandezza, die sich einem auf „Pocket Revolution“ gern breitbreinig in den Weg stellt, schleicht sich dann doch stets wieder die empfindsame Seite von dEUS vorbei. Das epische „Bad Timing“ versteckt sich gleich zu Beginn des Albums hinter einer um eine verfremdete Gitarrenmelodie gebauten Songarchitektur, zu der Barman seine Zeilen so wehmütig hinhaucht, als ob er ein wenig zu oft „Under The Milky Way“ von The Church gehört hätte. „A storm ist not the weather“ wird einem in „7 Days, 7 Weeks“, einem zärtlich-süffisanten, mit hübschen Baßlinien verzierten Popsong, der die Sonne aufgehen läßt, ins Ohr gesäuselt. Und während „Include Me Out“ eine Operation am offenen Herz darstellt, arbeitet sich „Nightshopping“ dann doch wieder lieber grobmotorisch an einem widerborstigen Gitarrenriff ab.

Coolness und Empfindsamkeit, opulent ausgearbeitete Melodien und ulkige Einfalle (die Kuhglocke in „Stop-Start Nature“!) kullern kreuz und quer über das Album und machen das dEUS-Comeback zu einem Fest des Eklektizismus. „The plan it wasn’t much of a plan/ I just started walking/ I had enough of this old town/ Had nothing else to do“, heißt es im letzten Song „Nothing Really Ends“, den es schon vor einigen Jahren einmal als Single gab. Und daß der Plan irgendwie fehlte, glaubt man.

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