Devotchka – A Mad & Faithful Telling :: Die Band aus Denver schwelgt im Klangreichtum globaler Folklore

Es ist gerade mal acht Monate her, dass das letzte Devotch-ka-Album „How It Ends“ in Deutschland in die Läden kam – mit dreijähriger Verspätung. Nach dem Erfolg des Films „Little Miss Sunshine“, in dem einige Songs des Albums zu hören waren und der darauffolgenden Grammy-Nominierung für den besten Soundtrack dachte man sich bei der Plattenfirma wohl: besser spät als nie! „Curse Your Little Heart“, eine EP mit bezaubernden Coverversionen, die danach erschien, hat man uns dann wieder vorenthalten.

Duch „A Mad & Faithful Telling“ versöhnt selbst den zornigsten Musikkritiker. Noch immer schwelgen Devotchka in der Melodieseligkeit des alten Europa, klassischer Rock und Pop kommen nur am Rande vor. Die vier Musiker klöppeln lieber mit Glockenspielen, streichen über Violinen, ziehen am Akkordeon und blasen in Trompeten. Nick Urata hat mit seinem Gesang inzwischen ein neues Level erreicht, das bisweilen an Rufus Wainwright erinnert, weil der die Vokale ebenso schön, lang und geschmeidig ziehen kann. Doch genauso oft gibt der Devotchka-Frontmann auch den wilden Zigeunerbaron mit kehlig rauen Schreien und heiserem Lagerfeuergesang wie bei „HeadHoncho“. „Comrade Z“ beginnt mit herzhaften Streichern, die sich schon bald mit einer Trompete verbünden und so gemeinsam die mitreißende russische Melodie tragen. Am Ende des Instrumentals ertönt kurz noch der wehmütige Chorgesang einiger Alt-Genossen. „Transliterator“ wirkt gegen diese ironische Einfalt hoch komplex: Piano, Violine und Schlagzeug umkreisen einander lauernd, immer wieder fährt die Gitarre wie ein Blitz dazwischen, während sich der Gesang in hymnische Höhen schraubt. Einer der Höhepunkte des Albums. Derebenso großartige Walzer „Blessing In Disguise“ ist dann wirklich Rufus-Terrain, eine schwelgende Karussellfahrt, ein betrunkener Karneval, durchdrungen von Sehnsucht und dem Wissen um die eigene Vergänglichkeit.

Devotchka ist mit „A Mad & Faithful Telling“ eine echte Weiterentwicklung ihrer ohnehin schon spannenden Musik gelungen. Mit dem Klischee des Balkan-Pop haben diese Lieder nichts zu tun, eher bedient sich die Band aus dem Klangreichtum globaler Folklore. Denn dort und nicht beim Verfeinern alter Pop-Hypes – findet man heute die besten Ideen.

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