Diverse – l’m Your Man
So klingen die Lieder von Leonard Cohen in den Köpfen der Leute: nach Heulen, nach griechischer Tragödie, nach angetrunkener Trümmer-Romantik. Elf Künstler und zwei Bands covern hier 15 Cohen-Songs, und sie übersetzen den Lakonismus des großen Gentleman in das, was sie offenbar selbst beim Hören gespürt haben. Eine Leistungsschau der Stimmen, ein Schock-O-Ramades explizit emotionalen Ausdrucks. Nichts könnte dem Verfasser der Lieder ferner liegen, der auf seinen späteren Platten so wunderbar dem jubilierenden Frauenchor entgegenmuffelte.
„I’m Your Man“ gilt als Soundtrack zum Cohen-Film der Regisseurin Lian Lunson, ist streng genommen aber ein Best-of-Album zu den Cohen-Tribute-Konzerten, die Hai Willner zwischen 2003 und 2005 produzierte (und deren drittes im Film ausschnittsweise vorkommt). Gerechterweise sollte man also nicht beim Vergleich stehenbleiben, sondern die Musik banal für das nehmen, was sie ist: eine überdurchschnittliche Abendunterhaltung mit Tiefpunkten – Perla Batallas geknödeltes „Bird On A Wire“ (sic!) – und Glanzlichtern wie Beth Ortons „Sisters Of Mercy“, Jarvis Cockers zur singenden Säge gerauntes „I Can’t Forget“ und Teddy Thompsons bitteres „The Future“. Sonst noch: Nick Cave, Martha und Rufus Wainwright, die McGarrigles, Antony, die Handsome Family.
Ganz am Ende dann, geisterhaft, nah am Mikro, so in Szene gesetzt, wie es die junge Generation gern mit alten Beat-Dichtern tut: Cohen selbst, bei „Tower Of Song“ von U2 begleitet. Warum Bono unbedingt die Bridge übernehmen muss? Weil irgendetwas in Cohens Liedern die Menschen extrem dazu aufzurufen scheint, ihnen hinterherzusingen.