Diverse – Migrating Bird: The Songs of Lal Waterson :: Überzeugende Hommage an die englische Folk-Musikerin

Als die englische Folk-Musikerin Lal Waterson 1998 starb, hatte sie gerade mal zwei Alben mit eigenen Songs veröffentlicht. Ein drittes folgte posthum. Ansonsten fühlte sie sich mit der Familienband The Watersons vor allem traditionellen Liedern verpflichtet. Auch wenn sie nur unregelmäßig und fast beiläufigzu komponieren schien, waren ihre Lieder auf der Watersons-LP „Bright Phoebus“und den Soloalben „Once, In ABlue Moon“ und „Bed Of Roses“ von großer emotionaler Dringlichkeit und Schönheit.

Es scheint tast eine Hommage an ihre Bescheidenheit, dass das Tribut-Album „Migrating Bird“ ähnlich unangestrengt und beiläufig entstand wie einst ihre Songs. Die Journalistin und Folksängerin Charlotte Greig, die Waterson kurz vor ihrem Tod kennenlernte, betreibt einen Folk-Club in Cardiff und bat die dort gastierenden Musikern, jeweils einen Waterson-Song aufzunehmen. Viele junge britische Folk-Musiker beteiligten sich an Greigs Projekt. So etwa Alasdair Roberts, James Yorkston und King Creosote, dessen Version des Klassikers „Fine Horseman“ mit singenden Gläsern und leichter Elektronik das Album eröffnet. Auch Künstler, denen die englische Ballade rein geograhsch gesehen eher fern liegen müsste, finden Wege, sich die dunklen Songs anzueignen. Michael Hurley zum Beispiel macht aus „How Can I Leave“ einen herrlich wackligen E-Piano-Walzer, Victoria Williams gibt mit Südstaaten-Akzent „Red Wine Promises“, Jeb Loy Nichols bügelt „Stumbling On“ recht überzeugend zum Folk-Pop.

Nicht alle Beteiligten gehen mit solcher Originalität zur Sache, manche scheitern schlicht an der Intensität des Originals. Doch es spricht für die Songs, das mit „Migrating Bird“ ein Album ohne große Schwachstellen entstanden ist, auf dem die unverwechselbare Stimme von Lal Waterson auch in ihrer Abwesenheit immer präsent ist. „Farewell my migrating bird/ God bless and keep you as you leave/ These English shores“, schrieb sie in einem ihrer letzten Songs. Vashti Bunyan haucht diese Worte nun so, als gebe es irgendwann ein Wiedersehen.

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