Diverse – Nigeria Rock Special :: Afrobeat reloaded: Funk-Psychedelia aus den Siebzigern

Natürlich denkt man bei Musik aus Nigeria zuerst an Fela Kuti und den Sound des Afrobeat. Doch hier haben wir es mit einer Compilation zu tun, die sich dem „Psychedelic Afro-Rock and Fuzz-Funk in 1970’s Nigeria“ widmet. Mit allem, was dazugehört: wüst verzerrten Gitarren, wild wabernden Orgeln und einer Flut von vertrackten Rhythmen. Natürlich hatte es schon während der 60er Jahre in Lagos Bands gegeben, die westliche Rocksongs nachspielten. Doch erst das weltweite Aufkommen eines afrozentrischen Bewusstseins zu Beginn der Siebziger führte dazu, dass Bands wie The Clusters oder Hykkers & The Wings afrikanische Elemente und Rock zusammenbrachten.

Ein weiterer wichtiger Faktor in der Entwicklung einer eigenständigen nigerianischen Rockmusik war der ehemalige Cream-Schlagzeuger Ginger Baker, der zu dieser Zeit in Nigeria lebte und wohl gehörig Entwicklungshilfe leistete. In Bakers Bands Airforce und Salt spielten diverse Musiker aus Lagos, die danach eigene Bands leiteten. Das Air-Force-Mitglied Joni Haastrup, zum Beispiel, gründete die Band Mono Mono, die hier mit „Kenimama“ zu hören ist. Der Song erschien 1972 auf dem sehr erfolgreichen Album „Give The Beggar A Chance“, und man staunt noch heute über den unfassbar dicht gewebten Perkussions-Teppich, auf dem Orgel und Gitarre miteinander wetteifern.

The Funkees kamen aus dem Osten Nigerias und sind hier mit dem passend betitelten „Acid Rock“ vertreten, einem treibender Mix aus Rock und Afrobeat (allerdings ohne die genretypischen Bläser). Sehr stoned treiben Solo-Instrumente vorbei, der Call-and-Response-Gesang scheint die Musiker anzufeuern. Auch Joe King Kologbo & His Black Sound spielen auf „Another Man’s Thing“ mit bläserbereinigten Afrobeat-Elementen, doch die Band klingt wesentlich härter und aggressiver, vor allem Kologbos Gitarre ist auf manische Weise süperb. „Odenigbo“ von The Wings (natürlich nicht McCartneys gleichnamige Truppe) basiert auf einem alten Märchen des Igbo-Stamms: Man glaubt, ein Dutzend Trommler zu hören, über deren Polyrhythmen sich die aberwitzigsten Gitarrensounds ausbreiten, mal komplett unverstärkt, mal extrem übersteuert. Der Gesang von Spud Nathan – ein echter Popstar made in Nigeria, der leider bei einem Autounfall starb — hat etwas Beschwörendes, überhaupt entwickelt der Song einen ungeheuer hypnotischen Groove. „Odenigbo“ würde auf jeder „Nuggets“- oder „Pebbles“-Compilation eine blendende Figur machen.

Sehr empfehlenswert sind auch die beiden früher veröffentlichten Compilations „Nigeria Discofunk. Special 1974 – 79“ und „Modern Highlife, Afro-Sownds & Algeriern Blues 1970-76.

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