Diverse – The Golden Age Of American Popular Music – The Folk Hits :: Noch ein Nachschlag in der legendären Amerika-Reihe

Vor all dem Folk-Rock, als dessen Urknall man in Amerika ausgerechnet „A Hard Day’s Night“ betrachtete, war Folk-Music in verschiedenen Spielarten zunächst der fruchtbare Nährboden für Bands wie die Lovin‘ Spoonful, aber auch für praktisch alle Psychedelik-Rocker der Westküste von Country Joe & The Fish über Jefferson Airplane bis Quicksilver Messenger-Service gewesen. Auch in Großbritannien hatte Folk-Music seit den späten 50er Jahren eine weithin so stark beachtete Renaissance erlebt, dass es aus Amerika ernsthafte junge Menschen wie Jackson C. Frank und Paul Simon dorthin zog. Aber selbst die meistbewunderten Galionsfiguren dort — Bert Jansch oder Annie Briggs — waren kommerziell restlos vernachlässigbare Größen, bis es die Gruppe Pentangle Ende 1969 ausnahmsweise tatsächlich mit einer LP in die Top 5 der Hitparade schaffte.

In Amerika sah man das nicht so eng und streng, vor allem inhaltlich doch etwas anders. Da konnten Sangesbrüder wie das Kingston Trio mit einem „Folk“-Gassenhauer („Tom Dooley“) veritable Popstars werden, um damit Folk-Impresario Albert Grossman auf die Idee zu bringen, Peter Paul & Mary als „a Kingston Trio with sex appeal“ zu lancieren. Im Vergleich zu deren spektakulären Millionensellern in Serie seit 1962 waren die ersten Platten seines auch relativ prominenten Klienten Bob Dylan fast schon wieder mehr unter Kennern geschätzte Geheimtipps.

Während man sich bei der Zeitschrift „Sing Out!“ als gestrenger Hüter der reinen Lehre positionierte, sprich jegliche Folk-Music als politischen Protest betrachtete, sahnten nette, saubere Jungs von nebenan wie die Brothers Four ab, als sie eine Cover-Version von Terry Gilkysons „Greenfields“ aufnahmen und damit auf Platz zwei der Hitparade schossen. Das war viel proto-ökologische Melancholie, mit der sie i960 populär wurden. Gleichzeitig erlebte der entschieden politischer motivierte Pete Seeger ein Comeback, in dessen Verlauf er sich wiederum zum Hüter der wahren und reinen Lehre berufen fühlte. Während der McCarthy-Ära als Kommunist gebrandmarkt ob seiner Arbeit mit den Weavers und mehr noch seiner öffentlichen politischen Äußerungen, bewunderte angesichts ob seiner Unbeugsamkeit nicht nur jemand wie die junge Joan Baez. Ein am Heiligabend 1955 in der Carnegie Hall mitgeschnittenes Konzert der Weavers wurde 1961 ein Bestseller.

Im selben Jahr machten die Highwaymen den alten Leadbeily-Song „Cotton Fields“ zum Pop-Hit. Das war eines dieser Amateur-(oder gnädiger gesagt: Semiprofi-)Ensembles, die alle größeren Plattenfirmen damals in ihrer Verzweiflung nach dem Erfolg des Kingston Trio unter Vertrag nahmen, um auch eine „Folk“-Gruppe anbieten zu können.

Was die Major Labels unter Folk vermarkteten, war manchmal auch so übel ja wirklich nicht. „Silver Threads And Golden Needles“ von den Springfields etwa klang immer schon so wunderbar und zeitlos altmodisch, dass dieses herzallerliebste Lied die Damen LorettaLynn, Dolly Parton undTammy Wynette später unbedingt im Terzett aufnehmen mussten. So gut wie vergessen, obwohl 1964 Nr. 6 der Hitparade, ist „Don’t Let The Rain Come Down“ von den Serendipity Singers. Der Kuriosität halber wählte man tür diese Retrospektive wohl Songs wie „Winkin‘, Blinkin’And Nod“ von den Simon Sisters (mit der kleinen Carly dabei), „A Stranger In Your Town“ (Autor: Lee Hazlewood) und „Please Don’t Seil My Daddy No More Wine“ von den Greenwood County Singers (Gründer: C. Carson Parks, der ältere Brudervon Van Dyke und als Komponist des Sinatra-Hits „Somethin‘ Stupid“ erheblich erfolgreicher denn als Folkie).

Die üblichen Verdächtigen fehlen nicht, „Walk Right In“ von den Roottop Singers so wenig wie „Where Have All The Flowers Gone“ in der Fassung des Kingston Trio oder „If I Had A Hammer“ (von Peter, Paul & Mary und nicht die Version von Trini Lopez).

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