Dolly Parton – The Tour Collection :: Allerliebst ausgestattete 4-CD-Box der Country-Sirene

Zwischendurch hielten manche die Sängerin, die 1967 mit „Dumb Blonde“ den ersten größeren Hit gehabt hatte, vermutlich doch für eine Lachnummer und eine zunehmend geschmacklos aufgetakelte Fregatte, die Witze auf ihre Kosten auch noch komisch fand. Dass sie im zarten Alter von 53 mit dem Album „The Grass Is Blue“

ein staunenswertes künstlerisches Comeback hinlegen würde und auch mit folgenden Platten dafür sorgte, dass der Spott ein Ende hatte, war nicht immer ausgemachte Sache. Ihre Biografie hätte für ein Biopic locker genauso viel Stoff hergegeben wie die von Loretta Lynn für „Coal Miner’s Daughter“. Aber Hollywood-Studios besetzten sie lieber in Komödien wie „The Best Little Whorehouse in Texas“.

Ihre Plattenfirma veröffentlichte im Lauf der Jahre eine schier endlose Flut immer neuer Best-Of- und Greatest-Hits-Zusammenstellungen. Auf die Idee, ihre Leistungen als Songschreiberin und Interpretin mit einem profunden Rückblick auf ihre RCA-Ära in Form eines Box-Sets zu würdigen, kam trotzdem niemand. „The Tour Collection“

ist das, 80 Aufnahmen zum Trotz, auch nur mit Einschränkungen, aber neben den als gekoppelten frühen Platten nicht die schlechteste Gelegenheit, sich etwas gründlicher mit ihrem Schaffen zu befassen.

Zu den prominentesten Gästen gehören hier Alison Krauss undWillieNelson, RodneyCrowell, Mary Chapm Carpenter und Brad Paisley, natürlich Porter Wagoner und unvermeidlich Kenny Rogers (bei „Islands In The Stream“). Nur eine einzige Kostprobe aus dem „Honky Tonk. Angels“-Album mit Loretta Lynn und Tammy Wynette zu bieten als eine Art „appetizer“, kann man bedauerlich finden. Eher unverzeihlich dagegen, dass man auf diesem Set auch das ziemlich unsäglich von Rod Stewart gekrähte „Baby It’s Gold Outside“ auswählte: absoluter Tiefpunkt dieser ganzen Veranstaltung und peinlich auch insofern, als es irgendwem überhaupt gelang. Dolly Parton zu dieser Session zu überreden.

Die dritte CD mit dem Titel „Mountain Memories“ enthält viele jener Songs, auf denen die künstlerische Reputation der Dame als Singer/Songwriter basiert. Dazu zählen ihre Paraphrase auf Stephen Fosters „Hard Times Come Again No More“ wie auch „My Blue Ridge Mountain Boy“ oder „In The Good Old Days (When Times Were Bad)“ – zu Songs gemachte Erinnerungen an ihre White-Trash-Vergangenheit.

Für große Emotionen ist öfter die erste CD mit dem Motto „Love“ gut, etwa „I Will Always Love You“. Die vielfach preisgekrönten Platten der letzten Jahre für Sugar Hill werden in den Liner Notes nicht unterschlagen, sondern groß gelobt. Etwas unkritisches Gesülze gestattet sich Autor Alan Cackett gelegentlich. Am Ende erwähnt er allerdings auch Dollys „all too often… outrageous appearance“.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates