Drucksachen VON WOLFGANG DOEBELING

Punk-Lexikon

Christian Graf (LEXIKON IMPRINT., 30 MARK) Der Punk als solcher sträubt sich ja eher gegen abeceliche Gliederung. Ordnung und Obrigkeit sind ihm eins. Wir Nicht-Punks indes sind durchaus dankbar für lexikalische Kulturerfassung. Gleich der Untertitel gibt jedoch Rätsel aufi „God Save Rock’n’Roll – 30 Jahre Punk und die Folgen“. Was geschah 1970 und was hat Gott damit zu tun? Fein, dass sich der Autor nicht damit aufhält und, sehr verdienstvoll, auch den Sixties-Punk nicht ausgrenzt The Standells und The Sonics etwa. Die sonst gern unterschlagenen Mouse & The Traps. Allerdings auch die Five Americans, eine Band in feinem Zwirn mit Bügelfalten, die musikalisch den Buckinghams weit näher stand ab den Stooges.

Christian Graf fasst diesen Begriff „Punk-Rock“ sehr weit Das ist diskutabel, erlaubt ihm aber, auch Punk-periphere Pop-Gestalten darunter zu subsumieren, von den Red Hot Chili Peppers bis Supergrass. Umso indiskutabler ist, dass er ausgerechnet Social Distortion ignoriert. Dafür finden so einflussreiche Formationen Berücksichtigung wie die Piss Drunks, Kung Fu Jesus und Schlong. Den weitaus längsten der rund 800 Beiträge widmet Graf – Gipfel der Ungereimtheiten – U2. Weil die auch mal Punk im Sinn hatten, vor 20 Jahren in Dublin. Für 20 Minuten. PS: Der Plural von Punk ist Punks. Das weiß sogar“Der Spiegel“. Punker gibt’s nur in „Bild“, wenn Randale ist in Hannover. Und im Punk-Lexikon. 2,0

Schwarze Seiten 2000

Thorsten Schmidt (Hg.) (KULTUR BUCH BREMEN. 20 MARK) Auf mittlerweile stattliche 160 Seiten bringt es der jährlich broschiert erscheinende „Service für Sammler von Schallplatten und CDs“. Fast alle Läden und Börsen, Infos zu Mailorder und Internet, Fanzines und Fanclubs. Nützlich. Dazu Artikel über Obligates und Obskuritäten. Barry Ryan. Singende Fußballer. Probleme bei der Digitalisierung von Schellack-Material. 3,0

Meine erste Platte

Holger Jenrich (Hg.) (FISCHER, 17 MARK) Promis und Persönlichkeiten outen sich? Nein, denn Überraschungen gibt es keine. Arne Willanders Initiation besorgte Elvis Costello, da war der Redakteur gerade 13 Jahre alt Heinz Rudolf Kunze hat es ungleich misslicher getroffen: „Sgi. Pepper“, Von dort sind es tatsächlich nur ein paar Schritte zum Lamm auf dem Broadway. Heinos erste LP war von Wilhelm Strienz, Juliane Werding kaufte sich als erstes „Deep Purple In Rock“ und Nicole „Live Tapes“ von Barclay James Harvest, weil „die einem das Gefühl von Freiheit vermittelte“. Roger Willemsen renommiert mit“MgA- Train „von Oscar Peterson. Da war Klein-Roger sicher noch im Kindergarten. „Sie werden es nicht glauben“, bekennt Konstantin Wecker schließlich freimütig, „aber Pop oder Rockplatten habe ich nie besessen.“ Warum wohl, zum Teufel, sollten wir das nicht glauben? 2,0

A Blues Bibhography

Robert Ford (PELETIER, CA. 200 MARK) Zehn Jahre lang vergrub sich Robert Ford in den Katakomben der Universität von Exeter. Das Ergebnis seiner Studien lässt kaum Wünsche offen: Künstler, Instrumente, Stil-Analysen, Labels und Autoren. Dazu Blues-Literatur aus dicken Büchern und mehr als lOOPeriodika. Eine Fundgrube, nahezu bodenlos, 4,0

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