Drucksachen von Wolfgang Doebeling

Es gibt sie noch, die Country-Rock-Genießer von einst, diese Pedal-Steel-Puristen und Liebhaber von West-Coast-Gemütlichkeit. Ihre Postillen, die Kunde brachten vom himmlischen Harmoniegesang, haben längst das Zeitliche gesegnet, von „Dark Star“ bis „Omaha Rainbow“. Dir Zentralorgan „Zigzag“ hatte ihnen den Rücken gekehrt und war urplötzlich auf Punk eingeschwenkt Seither ist es ruhig geworden um die Byrds-Nostalgiker. Gram Parsons tot, alles verloren? Nicht, solange es Gleichgesinnte gibt, mit denen man den alten Glanzzeiten nachhängen kann, nicht solange „STAR CLUSTER“ (Postfach 1421, 58798 Balve) den Versprengten quartalsmäßig Trost spendet.

Streng hermeneutisch geht es zu in diesen Büchlein, die Reviews sind vorwiegend deskriptiv, und literarische Ambitionen schenkt man sich. Dafür waltet eine penible Sorgfalt, die Biedersinn signalisiert, vom nach Fakten gierenden Fan aber dankbar registriert wird. Als Bonbon liegt jeder Ausgabe der Stammbaum einer Band bei, nüchterner gestaltet als die berühmten von Pete Frame, weder handschriftlich ziseliert noch mit Querverweisen ausgestattet, aber ebenso grundsolide und verläßlich wie die anderen „Star Cluster“-Publikationen.

Zu denen gehört auch eine History-of-Buchreihe, in der bisher Bände über die Byrds, die Moody Blues (etwas aus der Art geschlagen) und Crosby,Stills,Nash & Young vorliegen. Besonders lesenswert ist „BROKEN ARROW“, ein Reader des gleichnamigen Neil Young-Fanzines aus England, das sowohl Exegese betreibt als auch Quellenforschung. Neu in dieser Reihe ist „TAKE IT EASY: DIE GESCHICHTE DER EAGLES“ (40 Mark) von Heinz-Dirk Zimmermann, der den Werdegang jedes Band-Mitglieds akribisch nachzeichnet und eine mehr ab brauchbare Discographie mitliefert. Unverzichtbar für Eagles-Enthusiasten, auch wenn fürs Auge wenig geboten wird: „Star Cluster“-Publikationen erscheinen in einem an CD-Maße angelehnten Mini-Format, das ein attraktives Layout kaum zuläßt und nur auf Handlichkeit setzt: quadratisch, praktisch, nicht so gut. 3,0

Nicht von Fan-Fieber getrieben, sondern von Sammler-Kalkül, ist die monatliche Reihe „THE STORY OF ROCK VON A BIS Z“, deren Untertitel schon beinahe alles sagt: „Die Original-Reprints aus 15 Jahren Oldie-Markt“ (New Media, Postfach 1144, 21411 Winsen/Luhe). Vier Bände sind bislang erschienen (für je 37,50 Mark), sprachlich meist holprig, stets produktorientiert und mit fragwürdiger Gewichtung. So wird Tim Buckley auf zwei Seiten abgehandelt, während der schlimmsten Geißel der jüngeren Musikgeschichte, den Gebrüdern Gibb und ihrem Ziegen-Kastrato, gut 30 Seiten gewidmet werden. Nur für knochenharte Komplettisten. 1,5

Wer anfallig ist für Sammelwut, sich jedoch nicht zurechtfindet in der faszinierenden, oft schizoiden und wahnwitzigen Wunderwelt dieser süchtigmachenden Leidenschaft, dem sei „THE COMPLETE INTRODUCTION TO RECORD COLLECTINC (Musicfärm, Schloßstr. 54,12165 Berlin, 40 Mark) empfohlen, das vom britischen „Record Collector“ herausgegeben wird und auf 240 Seiten einführt in die Mysterien von Azetaten und Auktionen, von Fehlpressungen und Matrixnummern. 3,0

Dem ganz und gar leidenschaftslosen Zeitvertreib leistet „DAS RÄTSELBUCH DER ROCK- UND POPMUSIK“ (Rasch & Röhring, 30 Mark) von Frank Weissenborn Vorschub. Pop-Quiz als Gesellschaftsspiel, „Trivial Pursuit“ für den musikinteressierten Info-Freak. Die Fragen schwanken zwischen diskutabel, das-weiß-jeder und dämlich: Wie, bitteschön, hieß die deutsche Großmutter von Robert Plant? Oder: Wieviele Stücke enthält laut CD-Display das Stone Roses-Album „SecondComing“? Oma Thiele und 99. Hätten Sie’s auch gewußt? 2,0

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