Ed Sheeran: „=“ – der Gewinner im Herbst der Stadion-Pop-Superstars

Bei Stadion-Pop macht dem Briten niemand etwas vor

Erst Coldplay, dann Ed Sheeran: Es ist der Herbst der Stadion-Pop-Superstars! Den Quatsch mit den Rechenzeichen als Albumtitel könnte er jetzt mal lassen, zumal seine Landsmänner nun mit Emojis als Songtitel nerven, aber ansonsten ist Sheeran der überraschende Gewinner dieses Vergleichs. Freilich liegt die Messlatte bei ihm niedriger als bei Coldplay nach deren beiden ersten grandiosen Alben, doch ihm gelingt es auch einfach geschickter, alle möglichen Kooperationspartner*innen einzubauen, die für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen (darunter Foy Vance, Andrew Watt, Natalie Hemby, Ben Kweller), ohne dass er selbst dabei unterginge. Sheerans Stimme ist immer präsent, sie hält den Laden zusammen.

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„Everything has changed/ But I am still the same somehow“, singt er in „Tides“ – und das ist wohl keine Koketterie. Er hat sie einfach drauf, die ganz großen, gleich mitsingbaren und trotzdem nicht billigen Melodien, egal ob sie gerade mehr in Richtung Rock, Pop oder Folk tendieren. Neuerdings scheint Sheeran in dieselbe Disco wie Jake Bugg zu gehen – eine Großraumdisse der 80er-Jahre, in der es noch fette Refrains und nicht allzu fies wummernde Beats gibt („Shivers“, „2Step“), und wenn er schmachtet, dann erinnert er auch mal an Damien Rice, dem oft unterstellt wurde, er mache Musik für Mädchen. Dabei ist das einfach Musik für Menschen, die ein Herz haben und sich nicht schämen, dass sie öfter mal bei kitschigen Fernsehserien weinen. Allein wie Sheeran in der Ballade „First Time“ für die Liebe erst bezaubernde und dann gar keine Worte mehr findet: „Mmmh…“ In „Visiting Hours“ besucht er noch einmal seinen sterbenden Vater, andere Lieder drehen sich um seine eigene neue Rolle als Familienmensch. Die zarten Stücke bleiben seine besten.

Höre ich jemanden sagen, das sei doch alles formelhaft und biedere sich an den Massengeschmack an? Wahrscheinlich ist es einfach Sheerans Geschmack – er muss sich nicht krumm machen, um zu gefallen. Es ist, was es ist. (Warner)