Element Of Crime – München, Atomic Cafe :: Pirouetten ohne Politik
Nur Verlosungsgewinner, Journalisten und andere Glückspilze haben Zutritt, das sorgt an der Stahltür für Missvergnügen. Element Of Crime im Atomic Cafe, das ist natürlich etwas Besonderes. Für gewöhnlich spielen die Berliner vor weit mehr als 200 Menschen. Dabei sind das ja eigentlich schon viel zu viele. Jeder stört irgendwie, wenn man dieser Musik lauschen will, die so aufzuhören und Auskosten der vielen kleinen Details angelegt ist. Die man nicht teilen möchte, auf jeden Fall nicht mit Leuten, die sie nicht zu schätzen wissen.
Relativ regungslos stehen die Elements auf der kleinen Bühne. Gitarrist Jakob Ilja wirkt hochkonzentriert, während Dave Young als Bassist eher unterfordert scheint. Richard Pappik hinter dem Schlagzeug sieht man kaum, aber alle drei sind elementar für den einzigartigen Sound dieser Band, der zwischen Kunstwerk und Kirmes nie die Balance verliert.
„Stark“ findet es Sven Regener, dass sie jetzt auch mal hier spielen. Es gibt vor allem Lieder vom neuen Album „Immer da wo du bist bin ich nie“, das just an diesem Tag veröffentlicht wird, darunter auch „Storms Are On The Ocean“ der Carter Family – weil’s doch „doof und asozial wäre, nur immer eigenen Kram zu spielen, sagt Regener. Er sagt nicht viel, aber das immer so trocken, dass sogar die lachen müssen, die bei wunderbaren Liebesliedern wie .Du hast die Wahl“ laut labern. Plötzlich erinnert man sich, dass gleich in mehreren Elements-Stücken das Wort .Vollidiot“ vorkommt.
Es bedarf natürlich auch einer gewissen Langmut, bei den endlosen Gedanken-Pirouetten, wie Regener sie etwa in „Am Ende denk ich immer nur an dich“ dreht, mitzukommen. Aber wie man dafür belohnt wird! Wenn sich Euro und Markstück die Hände reichen, wenn im Gartencafe gejammert und gepichelt wird, wenn die Sterne wie nasse Augen sind und das Herz ein alter Seemann, der das Fernrohr falsch rum hält – das sind Momente, die gewöhnliche Rockmusik selten zu bieten hat.
Nach sehr kompakten 90 Minuten erzählt Regener noch, dass Element Of Crime ständig gefragt werden, warum sie denn keine politischen Lieder machen. Er kontert den latenten Vorwurf mit dem definitiven Kommentar zur Lage der Nation: „Bring den Vorschlaghammer mit“. Die waren also immerhin schon 2001! – die Erfinder der Abwrackprämie.