Elton John

„Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy“

Universal (VÖ: 24.10.)

Das Meisterwerk mit ein bisschen mehr Bonusmaterial.

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Das überkandidelte Cover von „Captain Fantastic“ ließ nicht unbedingt vermuten, dass Elton John gänzlich auf die progressiven Eskapaden und manchen Klamauk früherer Platten verzichten und sein für alle Zeiten bestes Album machen würde. 1975 erschienen auch „A Night At The Opera“, „Blood On The Tracks“, „Physical Graffiti“, „Wish You Were Here“, „Born To Run“ und „Horses“ – da ging die Strahlkraft des Werks fast unter. Man stelle sich heute einen Jahrgang vor, in dem ein Reigen von so atemberaubend gut durchkomponierten Liedern in der Kategorie „Das gab’s ja auch noch“ verbucht werden würde!

Auf keinem anderen Elton-John-Album harmonieren die Rock-Stücke dermaßen perfekt mit den Balladen

Auf keinem anderen Elton-John-Album harmonieren die Rock-Stücke dermaßen perfekt mit den Balladen. „Tower Of Babel“, „Bitter Fingers“ und „(Gotta Get A) Meal Ticket“ versprühen Rockabilly, Glam und Westcoast-Pop. „Tell Me When The Whistle Blows“ schwebt auf Philly-Soul-Streichern. Doch die größte Anziehungskraft hat diese unsterblich schöne Befreiungshymne, um die sich alles andere, Satelliten gleich, bewegt: Den Text von „Someone Saved My Life Tonight“ nutzte Bernie Taupin, um John an seine unglückliche Ehe mit Linda Woodrow und einen Abend mit Long John Baldry zu erinnern, an dem dieser ihn beschwor, sich seine Homosexualität einzugestehen. Der Song ist so fantastisch, dass John ihn variierte, „Curtains“ nannte und daraus das majestätische Finale machte.

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„Captain Fantastic“ inhaliert die Harmonien der Beach Boys und Beatles, aber es trägt auch die geniale Handschrift ihres vielleicht besten Schülers. Die verschiedenen Jubiläumseditionen auf CD und Vinyl enthalten neben den üblichen Bonus-Verdächtigen („Philadelphia Freedom“, „Lucy In The Sky With Diamonds“) Demo- und Live-Versionen.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 11/2025.