Everything Everything

„Mountainhead“

BMG (VÖ: 1.3.)

Futuristischer Art-Pop aus Manchester

Auch wenn man es kaum glauben mag, die Welt von Everything Everything ist eine dunkle. Zwischen tanzbaren Beats und exaltiertem Pop reißen die hintergründigen Texte tiefe Abgründe auf. In ihnen reflektiert Sänger Jonathan Higgs Themen wie Terrorismus, Kapitalismuskritik und Depression. Dazu erschafft die Band eine musikalische Landschaft, in der J Dilla, Radiohead und Peter Gabriel gleichermaßen ihren Platz haben. „Mountainhead“, das siebte Album des Quartetts, verstrickt sich zunächst mal in Metaphern. Es erzählt von einer Gesellschaft, in der die Niedersten mit dem Aufschütten eines gigantischen Bergs beschäftigt sind.

Wie schon die Vorgänger strahlt „Mountainhead“ eine futuristische Kühle aus

Dabei schaufeln sie sich ein immer größeres Loch, während die Elite auf der Spitze des Berges lebt. So weit, so verkopft. Trotzdem diktiert die Musik das Konzept, nicht umgekehrt. Die Songs strotzen vor Eingängigkeit, obwohl die Last eines Bergs auf ihnen liegt. Bestes Beispiel: „Cold Reactor“, das mit Vokal-Samples und Marimba-Sounds beinahe in Achtziger-Referenzen ertrinkt, durch ein treibendes Schlagzeug und einen elastischen Bass aber im Jetzt verankert wird. „I’m sorry, Satan“, singt Higgs dazu in warmem Falsett, „but I can’t do this evil on my own.“ Verzweiflung klingt selten so euphorisch.

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Wie schon die Vorgänger strahlt „Mountainhead“ eine futuristische Kühle aus. Gitarrist Alex Robertshaw produziert seine Band analytisch, fast berechnend. Gleich zu Beginn von „Wild Guess“ duellieren sich Gitarre und Bass, bevor sie nach einer Minute schlagartig in das straffe Korsett eines Popsongs gezwängt werden. Musik vom Reißbrett. Dass sie nicht an Kalkül scheitert, liegt an Higgs’ charismatischem Gesang: Mal schraubt sich seine Stimme in die Höhe, mal verfällt er in Sprechgesang wie ein grimmiger Prediger. Und plötzlich tut sich im pluckernden Groove von „Da ger’s Edge“ wieder einer dieser Abgründe auf, wenn er verkündet: „Your life is not the one you or dered/ The cus to mer is al ways right.“ Die Welt von Everything Every thing ist eine der faszinierendsten des modernen Pop.