Fairport Convention – Jewel In The Crown
Die Bedeutung von Fairport Convention kann gar nicht überschätzt werden. Den britischen Folk-Rock haben sie gepflanzt, gehegt und zur Blüte gebracht. Das ist freilich lange her, und die Veröffentlichungen der letzten 20 Jahre beschränkten sich allesamt aufs Bewässern der welken Pflanze, die seither so recht nicht gedeihen will und keine Blüten mehr treibt.
Von Anfang an war die personelle Fluktuation bei Fairport gewaltig. Legenden (Sandy Denny, Dave Swarbrick) und Semi-Legenden (Ian Matthews, Richard Thompson) kamen und gingen, und bei all dem Kommen und Gehen veränderte sich das Profil der Band. Kopf der aktuellen Besetzung und einziges verbliebenes Gründungsmitglied (1966) ist Simon NicoL Seinem Heimatort verdankt die Gruppe immerhin ihren Namen. Bassist Dave Pegg ist, mit Unterbrechungen, seit 1970 dabei, Drummer Dave Mattacks schon seit 1969. Martin Allcock (Gitarre) und Ric Sanders (Violine) gehören erst seit zehn Jahren dazu. Eine ehrenwerte Gesellschaft, keine Frage. Und hervorragende Musiker.
Leider nicht mehr. Ric Sanders‘ Fiddle-Spiel geht jene Wildheit und Unberechenbarkeit völlig ab, die einst Dave Swarbricks Bogenschwung charakterisierte, bevor dieser, von Gehörproblemen geplagt, ins Abseits gedrängt wurde. Und Simon Nicol ist ein verdienter und verläßlicher sidekick, aber kein charismatischer Sänger und schon gar kein Frontmann. Dazu paßt das Material, meist geschrieben von fellow folkies wie Steve Tilston und Ralph McTell: gutgemeinte und wortlastige, bisweilen auch schwülstige Banalitäten, von Fairport viel zu respektvoll und höflich serviert. Einzig Clive Gregsons „Home Is Where The Heart Is“ und Leonard Cohens „Closing Time“ haben kompositorische Substanz.
Am besten sind die Jigs, Reels und Traditionais, ein wenig zu brav vorgetragen vielleicht, aber robust genug und erfreulich beschwingt, auch wenn sie nichts von der überbordenden, archaischen Kraft von „Matty Groves“ haben. But that was then and this is now.