Fine Young Cannibals
„FYC 40“
London (VÖ: 21.11.)
Raritäten und Remixe der kurzlebigen Britfunk-Band.
Die erfolgreichsten britischen Soulbands der frühen 80er-Jahre waren weiß: Simply Red, The Style Council und Level 42. Dann kamen nicht nur Sade Adu und Soul II Soul, sondern auch dieser junge afrokaribische Mann namens Roland Gift, der sich mit zwei blassen House-Musikern zusammentat, Andy Cox und David Steele (sie sahen eher aus wie zappelnde Housemartins), und 1985 das Debüt „Fine Young Cannibals“ veröffentlichte. Rock’n’Roll, Motown, Chet-Baker-Trompete und Dance, verewigt nicht nur in Singles wie „Johnny Come Home“ oder dem Evergreen „Suspicious Minds“, sondern auch in Gifts unverwechselbarem Falsett. Mit „The Raw & The Cooked“ folgte lediglich ein weiteres FYC-Album, was bedeutet, dass lediglich 22 von Gift für dieses Projekt gesungene Lieder existieren. Der heute 64-Jährige ist kaum noch, abgesehen von einem Soloalbum von 2002, zu vernehmen.
Diese Jubiläumsbox mit 130 Stücken enthält rare Live-Auftritte, Demos sowie Remixe von einst (Frankie Knuckles, Arthur Baker) und jetzt (DJ Q). „The Raw & The Cooked“ brachte den Fine Young Cannibals 1989 Weltruhm, mit einer Nummer eins in den USA. Es ist ein Lied, dessen Titel im Geist schon nicht mehr gelesen, sondern gesungen wird: „She Drives Me Crazy“. Aufgenommen im Paisley Park, trotz Absage von Prince als Produzent (er produzierte nur steuerbare Protegées), entstand unter der Leitung von dessen kongenialem Rhythmusarrangeur David Z ein Minneapolis-Album, das „Funky Drummer“-Samples („I’m Not The Man I Used To Be“) mit Vespa-Cliquen-Rockabilly („Good Thing“) vereinte. Aber „She Drives Me Crazy“ bleibt das Meisterstück des David Z, ein E-Drum-Rhythmus, den auch isoliert jeder erkennen würde, so wie jenen anderen von ihm mit Prince arrangierten Beat: „Kiss“.
Diese Review erscheint im Rolling Stone Magazin 12/2025.