Foo Fighters

Concrete and Gold

Dave Grohls Sound-Gigantomanie hinterlässt vor allem große Leere

Dave Grohl hat sich den Traum vieler Rockdrummer erfüllt, irgendwann selbst ganz vorn zu stehen, an Mikrofon und Gitarre, und die großen Posen in immer größeren Hallen zu üben. Für seine Band hat er den passenden Schlagzeug-­Epigonen gefunden. Taylor Hawkins, ein glühender Bewunderer von Grohl, musste sich lange beweisen, bis er seinen Meister schließlich in puncto Klöppelei überflügelte. Beide vereint die Liebe zu rockistischen Klang-Eskapaden, beide plündern die Rock­geschichte. Von Led Zep über Queen bis Dino­saur Jr. lassen sie auch auf dem neunten Foo-Fighters-Album kein, nun ja, Zitat aus, um ihren Idolen Tribut zu zollen – oder weil ihnen selbst nix Gescheites eingefallen ist.

Man wünscht sich Lemmy Verachtung herbei

Zu beeindrucken vermag „Con­crete And Gold“ vor allem durch seinen Sound, „den fettesten der Welt“, wie Grohl im Vorfeld ankündigte. Und man glaubt es sofort, wenn man die olympischen Gitarren­gebirge hört, gegen die Queens Of The Stone Age wirken wie schraddelige Indie-Nerds im Heimstudio. Doch bei Grohls Geprotze, er habe mit dieser Platte eine „Motörhead-­Version von ‚Sgt. Pepper‘ “ erschaffen wollen, wünscht man sich, dass Lemmy dieses Missverständnis noch mit einer gesunden Portion Verachtung hätte kommentieren können.

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„La Dee Da“ fügt Punk-Verve und Hardcore-Geschrei hinzu – und kommt Grohls Grunge-Wurzeln am nächsten. „Dirty Water“ beginnt als leichte, akustische Westcoast-­Hymne irgendwo zwischen Death Cab For Cutie und Jack Johnson, bevor die Verstärker angehen. Allein die Kraftmeierei bewahrt einige Stücke vor dem Fall ins Prog­rockige. „Happy Ever After“ erzeugt mit dezenten Chören und Streichern tatsächlich Beatles-Atmosphäre, circa „Abbey Road“. Doch zu viel auf dieser Platte verhallt im schieren Bombast (bestes Beispiel: der typische Foo-Fighters-Stampfer „Arrows“).

„Concrete And Gold“ ist wie schlechtes Blockbuster-Kino: berstend vor Effekten, ohne einen erkennbaren Sinn, der das Spektakel rechtfertigt. Man fühlt sich überwältigt, indes innerlich vollkommen hohl. (Sony)