Foxygen

Hang

Zwischen 70er-Jahre-Querverweisen und Showtunes: Das amerikanische Duo setzt auf skrupellosen Maximalismus

„Hang“ ist ein überwältigendes Album, im wörtlichen Sinne. Es überwältigt einen tatsächlich, es macht einen fertig. Es gewinnt. Es sprüht vor Intertextualität, es verbindet alles mit allem, häufig gleichzeitig und meistens ziemlich gut, es stapelt Tonspuren und schaufelt Instrumente übereinander. Die Querverweise, explizit wie implizit, zielen zum einen in die 70er-Jahre: ABBA, die Bee Gees, David Bowie, die Rolling Stones, Sly And The Family Stone, Steely Dan. Der andere wesentliche Bezugspunkt sind Broadway-Showtunes: Gershwin und Gershwin, Rodgers und Hammerstein, Lerner und Loewe. Soll heißen: Bombast, Pathos, Prunk, Taktstöcke, Taktwechsel, Rampenlicht.

Natürlich haben Sam France und Jonathan Rado von Foxygen für dieses Album ein 40-köpfiges Orchester engagiert, das auch in jedem der acht Lieder auf sich aufmerksam macht. Das Erstaunliche aber – vor allem wenn man die Lo‑Fi-Psychedelia der letzten Alben der Band noch in Erinnerung hat – ist, dass ihr skrupelloser Maximalismus aufgeht. Das Album beginnt leicht zugänglich mit „Follow The Leader“, einem mit durchdringenden Funk-Bläsern und romantisch schwirrenden Streichern ausgestatteten Discostück, poliert produziert, auf dem neuesten Stand von 1977. Das zweite Lied, „Avalon“, ist Tin Pan Alley und ABBAs „Waterloo“ mit Dixieland-Jazz-Intermezzi. „Mrs. Adams“, das nächste Lied, hat einen tollen „Beggars Banquet“-­Refrain; Sam France gibt seinen besten Mick Jagger, und in den Strophen channelt er Bowie. Und so weiter. Es gibt also wenig Originelles an diesem Album. Die Vorbilder liegen auf der Hand, doch die Art, wie Foxygen diese zusammenführen, zeugt von Wagemut. Wobei es andererseits ja ein alter Hut ist, in einem Glam-Kontext auf die amerikanische Unterhaltungsmusik der Jahre zwischen den Weltkriegen zu verweisen, siehe Bryan Ferry.

Aber das nur nebenbei. „Hang“ ist reich an schönen Melodien, an guten Momenten, an Hingabe, an Ambition. Es ist ein Album des Überschwangs, der Überflutung, ein Album der Ornamente. Es klingt fantastisch. Und das Beste: Es läuft nur 33 Minuten. (Jagjaguwar/Cargo)