Frank Sinatra

„In The Wee Small Hours“

Capitol/Universal (VÖ: 14.11.)

Sinatras dritte Capitol-LP gehört zu den essenziellsten.

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Mit „In The Wee Small Hours“, seinem Liederzyklus über die Vergeblichkeit der Liebe und zielloser Nachtschwärmerei, setzte der Lebemann 1955 neue Standards in den Disziplinen nuancierte Phrasierungskunst und selbstzermarternde Schwerenöterei. „As he sang“, übertreiben die Linernotes nicht, „he created the loneliest early-morning mood in the world.“ Ursprünglich erschien das dritte Capitol-Studioalbum in Form mehrerer 7-inch-Singles, einer Doppel-10-inch-Edition und, obwohl die Labelbosse skeptisch waren, als 12-inch-LP. Eine komplette, durchgängig abzuspielende LP mit derlei düsteren, lichtlosen Songs erschien ihnen wenig erfolgversprechend.

Sie sollten sich täuschen

Doch sie sollten sich täuschen. Nelson Riddles Arrangements waren nie subtiler und atmosphärischer als auf diesen Balladen der Entsagung und Sinnsuche, Frankie Boy aka The Voice „stellte seine Seele zur Disposition“, wie ein Kritiker schrieb. Aus seiner Haut musste er dafür nicht, denn die Beziehung zu Ava Gardner, seiner Ehefrau, war gerade dabei, endgültig in die Brüche zu gehen. Kurzum, „In The Wee Small Hours“ wurde zum Dauerseller und wird seither verlässlich im Kanon der besten Alben aller Zeiten geführt, etwa in dem des US-„Rolling Stone“ auf Platz 282.

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Die Situation auf dem Marktplatz der Reissues ist verwirrend, nicht zuletzt der vielen dubiosen Anbieter wegen. Und der damit einhergehenden Qualitätsverluste qua kostengünstiger Reproduktion von Public-Domain-Musik, die nicht mehr copyrightgeschützt ist. DOL beispielsweise bietet derzeit ein Reissue auf durchsichtigem Vinyl an, qualitativ so lausig wie die Konkurrenzprodukte auf Number One Essentials, Magic Of Vinyl oder Waxtime. Nur die Capitol-Neuauflagen gewährleisten Produktionsketten, die auf Originalaufnahmen rekurrieren.

Diese Review erscheint im Rolling Stone Magazin 12/2025.