Frank Sinatra – New York

Box-Set mit Konzert-Mitschnitten auf vier CDs und einer DVD.

Er kam zwar von drüben, aus New Jersey, und seine gößten Triumphe feierte er in Hollywood und in Las Vegas. Dennoch charmiert Frank Sinatra bei einem Konzert in der Carnegie Hall, 1980, mit der Bemerkung, hier verstehe man ihn wenigstens, während man ihm in Arizona mit „Si, si, senor“ begegne. Flapsige Einwürfe und Alte-Männer-Sexismen kannte man längst von Sina-tra. Auch zur traurigen Wirtschaftslage ließ sich der ehemalige Demokrat gern ein, der nach John F. Kennedys Wahlsieg einen Bungalow auf seinem Grundstück und ein rotes Telefon bereitgestellt hatte – doch der neue Präsident, von Mafia-Gerüchten abgeschreckt, erschien nicht.

Die DVD dokumentiert diesen Auftritt, bei dem man nicht genau weiß, ob Sinatras ostentative Betulichkeit noch Manierismus ist oder schon Senilität: Er blättert fahrig im Songbook, lobt Komponisten als „wonderfully talented“ , erinnert an Arrangeure oder sagt den „best guitarist in the world“ an, schnappt einen Ruf aus dem Publikum auf, zündet sich eine Zigarette an. Und seinen Sprechgesang verzögert er stets einen Tick über den richtigen Einsatz hinaus.

Auf vier CDs verfolgt man fasziniert die Wandlungen dieses verschatteten, verletzten Mannes, der Frohsinn so schlecht spielen konnte. Vor dem Manhattan Center sang er 1955 noch einmal für Tommy Dorsey zum 20. Jubiläum von dessen Band, bei den United Nations 1963 hat seine Stimme schon die dunkle Färbung, mühte sich aber noch in die Höhen. Nachdem Sinatra sich 1971 bereits zurückziehen wollte, begeisterte er 1974 mit Konzerten in der Carnegie Hall (Disc 2) und im Madison Square Garden, wo Cary Grant und andere Berühmtheiten am symbolischen Boxring saßen (Disc 3). Nun sang Sinatra neben „The Lady Is A Tramp“, „Come Fly With Me“ und „I’ve Got You Under My Skin“ auch „My Way“ und „Send In The Clowns“.

1984 war die Magie aufgebraucht – in der Carnegie Hall (Disc 4) gab der bald 70-Jährige noch einmal „Come Rain Or Come Shine“ und „Luck Be A Lady“; in der Radio City Music Hall entbot er 1990 schließlich das von ihm ungeliebte „Strangers In The Night“, „Mack The Knife“, „Summer Wind“ ein Abglanz früherer Brillanz.

Anders als Cary Grant hatte Frank Sinatra den Moment für den eleganten Abschied versäumt.

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