Frank Sinatra – Ring-A-Ding-Ding!/Swing Along With Me/Sinatra At The Sands/The Concert Sinatra
Sechs neu aufgelegte Alben aus den Jahren I960 bis ’80, zum Teil live aufgenommen.
Für den ganz gewöhnlichen Pop-Fan war die Sache 1966 klar. Der hielt natürlich „I’ve Got You Under My Skin“ in der Aufnahme der Four Seasons eindeutig für den größeren Ohrwurm. Im selben Jahr brachte Frank Sinatra eben diesen Song auch auf dem „Sinatra At The Sands“-Mitschnitt. Es war eine der überragenden Deutungen in seiner langen Sangeskarriere, ähnlich denkwürdig und unvergesslich wie die wenige Jahre zuvor im L’Olympia in Paris mitgeschnittene Aufnahme von „One For My Baby“. Nur nicht annähernd so radiotauglich und zeitgemäß, wie sich Frankie Valli und Bob Gaudio diesen Oldie für die nachgeborene Generation vorstellten und umzusetzen wussten.
Bei einem oberflächlichen Blick auf die Wertungen für seine Platten, die er nach dem Abschied im Zorn von Capitol auf seinem eigenen Label zu veröffentlichen begann, könnte man glatt meinen, Sinatra hätte das Singen verlernt oder sein Talent zunehmend an weniger ehrgeizige Konzept-Platten verschwendet. Auffällig ist auch, welchen Stellenwert Kritiker „wiederentdeckten“ Platten wie „Sinatra & Strings“ plötzlich einräumten. Was auch schlicht damit zu tun hat, dass manche lange Jahre aus dem Katalog gestrichen und allenfalls seiner eingeschworenen Fan-Gemeinde präsent waren. Tatsache ist: Ein Jahr nach dem phänomenalen Erfolg von „Nice & Easy“ mutierte Sinatra zum Workaholic. Zwischen 1961 und 1966 veröffentlichte er 22 LPs, mehrere davon als „Album des Jahres“ mit dem Grammy dekoriert, nur um kurz danach zwei seiner größten Platten in Zusammenarbeit mit Antonio Carlos Jobim und Duke Ellington vorzulegen. Die Auswahl der jetzt von Universal remastered vorgelegten Platten der Reprise-Ära kann man zwar nicht immer so recht nachvollziehen. „Sinatra & Strings“ ließ man außen vor, während man die Reste der Jobim-Sessions – das nicht so wundervolle „Sinatra and Company“ von 1971 – einer Veröffentlichung für wert befand.
Bei „Ring-A-Ding-Ding!“schauspielerte Sinatra manche der Songs eher, als dass er sie im herkömmlichen Sinne interpretierte. Mittlerweile 45 und längst nicht mehr nur „The Voice“, sondern durch Rollen wie die in Minnellis Melodrama „Some Came Running“ ein Leinwand-Mythos mit Vergangenheit, inszenierte er Songs bei passender Gelegenheit regelrecht. Typisch dafür waren auf „Swing Along With Me“(4) etwa „Have You Met Miss Jones“ oder auch „Falling In Love With Love“. „Sinatra At The Sands“ (4) und „The Concert Sinatra“ (4) waren rare Ausnahmen insofern, als er Konzertmitschnitte nur selten zur Veröffentlichung freigab. Nach dem fabelhaften Studioprojekt „Sinatra – Basie“ (4,5) fand er aber die Live-Fortsetzung wie auch die Arrangements, die Nelson Riddle geschrieben hatte, so gut, dass er sie seinen Bewunderern nicht vorenthalten mochte. Im übrigen bleibt es dabei: Kein Best-Of-Verschnitt kann die besten Platten jener Reprise-Jahre ersetzen.