Frank Sinatra
„Es ist Franks Welt, und wir leben nur darin“, hatte Dean Martin bemerkt. Zahlreiche Biografien und Dokumentationen haben längst bewiesen, dass Franks Welt zwischen Größenwahn, Existenzangst, Obsession und Mafia-Abhängigkeit nicht die fingerschnippende, feixende Lässigkeit der Rat-Pack-Inszenierungen hatte. „Life And Times“ nun ist ein unkritischer, schlampiger Zusammenschnitt von alten Fimtrailern im ersten und alten Fernsehshows im zweiten Teil, also fast ohne Leben und fast ohne Zeiten. Dominique Mougenots Schnipselwerk beginnt zwar mit der Geburt und den frühen Triumphen des Sängers, hangelt sich dann aber an den Filmen entlang, begleitet vom trompetenden Wochenschau-Kommentar. Zur mafiosen Verstrickung heißt es einmal knapp: Diejenigen, die derlei behaupten, vergessen stets das große karitative Engagement Sinatras zu erwähnen – vermutlich die Spenden an John F. Kennedy, der ihn später dennoch fallenließ.
Nach 50 Minuten beginnt die Dokumentation noch einmal – diesmal ist es ein Potpourri aus diversen Fernseh-Shows, darunter die von Bob Hope und Dean Martin. Hope und Sinatra blödeln in den 50er Jahren unter jedem Niveau, Chauvinismus und Zoten sind schwer auszuhalten. Immerhin sieht man Sinatras legendären Auftritt mit Elvis Presley, 1960. Der jüngere Mann kommt in Armee-Uniform auf die Bühne und gibt sich respektvoll, und während Sinatra überheblich witzelnd Elvis imitiert, gelingt dem mit „Witchcraft“ eine subtile Sinatra-Parodie. Man spielt Fraternisierung, obwohl Sinatra den Rock’n’Roll hasste. Bizarr das einstudierte Interview mit der Präsidenten-Witwe Eleonore Roosevelt in einer Sinatra-Show: Die souveräne Dame lässt sich von Sinatras Anbiederei nicht irritieren, ganz Mutter der Nation.
Je mehr der Voice-over-Kommentar den Künstler glorifiziert, desto armseliger wirken seine Auftritte (von Konzerten ist beinahe nichts zu sehen, und wenn, dann kommt eine andere Musik aus dem Off), in einem Gespräch Anfang der 80er Jahre behauptet Sinatra – mit Toupé, sonnengebräunt, das Hemd bis zur Brust offen -, er sei der glücklichste Mensch. Seine größten Leistungen seien zwei Filme, „From Here To Eternity“ und „The Man With The Golden Arm“. Und er glaubt sie erklären zu müssen.
Trash, aber zuweilen entlarvend. 2,0