Frankie Rose And The Outs :: Frankie Rose And The Outs

Gelungenes Experiment der Garagenband aus Brooklyn

In den kleinen Konzerthallen und Plattenläden war 2010 auch das Jahr der wieder aufgehenden Garagen-Fuzz-Surf-Lo-Fi-Sonne, der Vivian und Dum Dum Girls, von Best Coast, Wavves und Crystal Stilts. Bands von der amerikanischen West- und Ostküste, die zwischen Echo und Gepolter nach dem Schokoladenschatz der schönen Melodien suchen, schon Sixties-selig, jedoch ohne den professionellen Eifer der Manieristen. Mit so abschüssigen wie abgründigen Hits für kleine Kreise, handgesägtem Vinyl und angenehm dilettantischen Shows.

Dass das Genre so kurz vor Annahmeschluss nun auch noch eine große LP bekommt, verdankt es Frankie Rose, einer tätowierten, schwarzlockigen Zugreiferin aus Brooklyn, die schon in drei der genannten Gruppen Schlagzeug gespielt hat (Vivian Girls, Dum Dum Girls, Crystal Stilts). In ihrer eigenen Band singt sie nun, hat die Gitarre um, ist aber vor allem Soundmeisterin, Feedback-Blätterteigbäckerin, Engelschorleiterin und vieles mehr. Man denkt beim Hören als erstes an Girl-Groups, britische Anorak-Topfschnitt-Typen und Velvet Underground, merkt dann aber verblüfft, dass Frankie Rose neue Regeln erfindet: Das Geisterhafte des „Twin Peaks“-Soundtrack liegt über vielen dieser Stücke, die Twang-Gitarre übernimmt plötzlich den Leadgesang, die mehrfach übereinander kopierten Mädchenstimmen verschmelzen mit dem Rest der Musik, trotzdem hält das Tamburin den Takt, um zu viel Esoterik zu verhindern.

Ein paar tolle, eingängige Kinderlieder gibt es freilich auch wieder, aber die wahre Bestimmung des Debüts von Frankie Rose And The Outs liegt in der Klangkunst, im Fantastischen, im Moment der Entgrenzung. Ein Experiment, das die Koordinaten des Garagenband-Wesens ins Himmelhohe verschiebt. In Hi-Fi, natürlich. (Memphis Industries) Joachim Hentschel

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