Franz Nicolay :: Luck And Courage

Der virtuose Ex-Hold-Steady-Keyboarder besingt eine tragische Liebesgeschichte mit kuriosen Details.

„She called him Felix/ Which meant lucky to her/ He was a middle-distance runner/ She didn’t take him seriously.“ So beginnt die Geschichte von „Luck And Courage“, Franz Nicolays zweitem Album, und wenig deutet auf ein Happy End zwischen Felix und Adelita hin. Nicolay besingt das Schicksal seiner Protagonisten mit zärtlicher Empathie, das Piano klingt schon etwas verzweifelt, und plötzlich erinnert der Amerikaner mit dem Dali-Bart an Lloyd Cole. Oder doch eher Nick Cave? Paul Westerberg? Eigentlich muss man bei jedem Song an jemand anderen denken, weil Nicolay sich ungern auf einen Stil festlegt. Aber in einem früheren Musikerleben war er jahrelang Keyboarder von The Hold Steady, und das hört man immer noch am deutlichsten. Der Multiinstrumentalist changiert versiert zwischen Folk und Rock, zwischen Schmachten und trockenem Sprechgesang, und er hat genauso rührende Geschichten wie seine ehemalige Band.

Schon Nicolays Solo-Debüt „Major General“ (2009) bewies, dass er mehr draufhat als Tastendrücken. Nebenbei hat er jüngst eine Kurzgeschichtensammlung („Complicated Gardening Techniques“) veröffentlicht und war auf Tournee mit Against Me!. Gärtnern und Punkrock, Schnurrbart und Souveränität – bei Franz Nicolay passt zusammen, was nicht zusammengehört. Auf „Luck And Courage“ baut er mal wuchtige Bläser und Chöre ein (das Stück heißt passenderweise „Have Mercy“, einige Zeilen dafür hat er sich bei Nicole Krauss ausgeliehen), dann nimmt er wieder alles zurück und verlässt sich auf seinen Gesang. In „This Is Not A Pipe“ zählt er alles auf, was nicht ist – der Abwasch, das Messer, die Lügen – und behauptet dann: „It is not raining/ My shoe is not untied/ I have not been unhappy my whole life“. Sicher.

So viele Ideen, so viele Melodien, so viel von allem – Ukulele, Glockenspiel, Streicher, Flügelhorn und Pedal-Steel – und nie das Gefühl, dass hier nur vertuscht werden soll, dass einer allein Angst hat. Franz Nicolay braucht keinen großen Zirkus, er mag ihn bloß manchmal gern. Nur wenn Emily Hope Price bei „Z For Zachariah“ ihre schrille Stimme erhebt, wird der Bogen überspannt. Eine Ausnahme. Es geht um einen kriminellen Onkel und eine Tochter in Gefahr, um Wodka in Charleston und die letzten Worte von Gene Autry, eine bunte Welt. Im abschließenden Titelsong erzählt Nicolay von der Zeit nach der Trennung. Es ist nicht gut gegangen mit Felix und Adelita, der zerstörte Held muss mit den Folgen klarkommen: „When I sleep in strange beds my tattoo swells like a bad reaction.“ Wo findet man sonst schon solch kuriose Details? Mir fällt nicht mal eine Metalband ein, die dieses Phänomen je beschrieben hätte. Für Europa gibt es noch den Bonus-Track „Rock Rinse Repeat“, er endet mit: „Just celebrate the days we have/ Just celebrate our love.“ Könnte ja auch mal gut gehen. (Decor/Indigo) birgit fuss

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