Tina Dico

hat Sinn für Geschäft und melancholischen Pop

Tina Dico ist eine selbstbewusste Frau. Eigenes Label mit 23, Kontrolle über Geschäft und Karriere, dazu jede Menge Wagemut und Zielstrebigkeit in eigener Sache – die Wahl-Londonerin aus Arhus, Dänemark stellt sich als eine vor, der man nichts vormacht, nicht als Sängerin, nicht als Songschreiberin und nicht als Geschäftsfrau. Wer so kontrolliert ist, bekommt ja oft keine beseelte Kunst hin, und auch Tina Dico ist nicht Janis Joplin. Aber in ihrem Genre, dem melancholischen Songwriter-Pop, ist die 28-Jährige doch eine angenehme Erscheinung, die ihre Lieder tief empfindet und sehr eindringlich singt.

Auf ihrem regulären Debüt, „In The Red“, wird das besonders deutlich, weil die Band weit hinter der Sängerin steht und jede Menge Raum lässt fürs stimmliche Brillieren, „ich sehe mich nicht als Geschäftsfrau“, leugnet Dico, „aber mir ist meine Musik viel zu wichtig, als dass ich sie anderen Leuten einfach so überlassen könnte. Es geht ja immerhin um mein Leben! Glaub mir, ich kenne absolut jedes Detail dieses Geschäfts.“ Auf ihrer Platte erzählt Dico von den ersten Monaten nach dem Umzug nach London, wo die Karriere natürlich wahrscheinlicher ist als in Arhus. Die Einsamkeit in der großen Stadt, die ausbleibende Muse, die Angst vor der eigenen Courage, all das nagte schwer an der jungen Dänin, die dann bald im roten Bereich war. „Die Lieder klingen ja doch relativ sanft, aber tatsächlich war es die Hölle“, stellt sie richtig, „dazu kommt, dass man als Songwriter immer auf Distanz zu den Menschen und der Welt da draußen bleibt – du sitzt da und legst alles, was du erlebst, unter eine Lupe, in der Hoffnung, einen poetischen Moment zu finden. Das macht einsam.“

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