Funny van Dannen – Herzscheiße :: Trikont

Und ich war hier so gerne zu Hause/ denn die Erde ist mein Lieblingsplanet/ Doch ich werde hier nie so zu Hause sein/ Wie die Freunde der Realität“, singt Funny van Dannen und offenbart damit gleich unmissverständlich, warum er das alles immer noch macht. Anders als die Pragmatiker und Realisten nämlich, die sich über gar nichts mehr wundern, hat er sich den kindlichverstörten Blick auf die Welt bewahrt, und so fallen ihm die Lächerlichkeit und die Tristesse des Alltags und nicht zuletzt die ebendort verwursteten Wortabfalle weiterhin auf.

Er muss das alles mitstenografieren, denn einer muss es ja tun, mit kleinen dreckigen Endreimen in Form bringen und – damit die Melancholie nicht gänzlich in Hoffnungslosigkeit umschlägt – auch mal eine surrealistische Pointe ausstreuen: „Ein Engel übergibt dem Teufel einen großen Plan/ Der setzt die Brille auf und schaut ihn eine Ewigkeit an/ Und dann zischt er, nachdem er das Gesicht verzog:/ ,Das ist kein Plan, das ist ein Poster von Kylie Minogue.’/ Er schüttelt seinen Kopf und kotzt ’nen Eimer Eckes Kirsch-Likör./ Er gibt dem Engel einen Schlauch und sagt: ,Den trinkst du sofort leer!’/ Billige Räusche, hartes Verlangen…“

Also eigentlich alles wie immer, könnte man sagen. Nur ist dies kein Live-Album wie zuletzt „Groooveman“, das mir, was Lyrics und Songwriting angeht, vielleicht doch noch ein paar Zehntel grandioser erschien. Vielmehr hat sich van Dannen für „Herzscheiße“ einen richtigen Studioaufenthalt gegönnt, sogar mit Band, und seine urbanen Folk-Songs zur Gitarre fein zurückhaltend und unaufdringlich von Peter Pichler arrangieren lassen. Das kommt den Stücken durchaus zugute. Nicht nur die eigene Wandergitarre schrapelt wesentlich prononcierter, rhythmusstabiler, bundreiner als sonst, die Musik im Ganzen klingt einfach räumlicher, heimeliger nicht mehr so nach Partykeller, sondern eher nach einem stilvollen Wohnzimmer mit Eichenfurnierschrankwand und Polstergarnitur. Er scheint sich langsam etwas einzuleben in diesem „zu Hause“ hier.

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