Funny van Dannen – Saharasand

Nichts zu meckern: konzeptlose Kunst mit allerlei Preziosen Vermutlich kann nicht mal ein Diehard-Fan wirklich sagen, welches Funny-van-Dannen-Album ihm am besten gefällt. Allesamt sind es fast schon willkürlich herausgehauene Bruchstücke aus dem großen artistischen Kontinuum. Der Mann schreibt beharrlich Songs, melancholisch angekränkelte, mit feiner Ironie abgefederte Alltagsepiphanien, die dann gelegentlich in psychedelische Nebenwelten wegdriften – und irgendwann sind halt 20 Piecen fertig, die Kohlen für den Winter müssen bezahlt werden, oder ein anderer äußerer Anlass legt einen Studiobesuch nahe.

Neulich war es wieder soweit. „Saharasand“ enthält die Produktion der letzten zwei Jahre, und er klampft sich wieder einmal mit Vehemenz und Westerngitarre durchs Set, nur gelegentlich begleitet von einem wehmütigen Akkordeon, einem zurückhaltend getupften Klavier und einer zweiten Gitarre, die immer wohldosiert, aber effektiv dem planen Lagerfeuercountry und Schrammelfolk etwas mehr Räumlichkeit verleihen. Aber so simpel die Musik auch sein mag, als Trägermedium ist sie unerlässlich. Seine Geschichten und Gedichte wirken meistens unvollständig, einem guten Funny-van-Dannen-Song fehlt es an nichts. „Jugendstil“ ist so einer, ein feines Stenogramm eines trübsinnigen Museumsbesuchs, der dann aber doch noch Spaß zu machen beginnt.

als das Protagonistenpärchen sich auf ein bisschen Gustav-Klimt-Schelte einigen kann („Scheißjugendstil, Scheißjugendstil, auch er war einmal Kult, Scheißjugendstil, Scheißjugendstil, er ist an allem Schuld“). Die leicht bekiffte Öko-Parodie „Pflanzendisco“ ebenfalls („Tanzende Pflanzen – sieht erstmal komisch aus. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, will man nie mehr nach Haus“).

Funny van Dannens Platten sind konzeptlos, nicht mehr als umgedrehte Schubladen, aber solange sich immer noch solche Preziosen darin befinden, kann man nicht meckern.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates