Gnarls Barkley – The Odd Couple :: Die Weiterführung des Meta-Musikantentums – ohne „Crazy“-Kopie
Nein, ein zweites „Crazy“ ist nicht drauf. Das wäre zu einfach gewesen und andererseits viel zu gefährlich. Gnarls Barkley hatten zwar diesen einen weltweiten Hit und sechs Grammy-Nominierungen dazu (von denen sie zwei immerhin tatsächlich erhielten). Doch um einfach nurein auf Erfolg gebürstetes Produkt zu sein, spielte das Debütalbum „St Elsewhere“ zu offensiv mit der Wahrnehmung von Pop, den kleinen feinen Unterscheidungen, den fließenden Übergängen zwischen Nerdtum, Indie-Strategien und der globalen Gefallsucht moderner Mainstream-Produktionen. „The Odd Couple“ macht bereits im Namen klar, dass dieses kauzige Meta-Musikantentum weitergeführt wird. Cee-Lo Green verkörpert auch dieses mal wieder den klassischen Soulman. Keinen geschmeidigen Aufsteigertypen, wie man sie aus dem angepassten und gleichförmigen R6?B-Format kennt, sondern einen dicklichen, schwitzenden Menschen, dessen Sehnsucht verblüffend echt klingt. Wenn er „Who’s Gonna Save My Soul“ mit den Worten „I got some bad news this morning/ which in turn made my day“ beginnt, dann ist man von Anfang an bei ihm. Cee-Los Stimme ist eine Einladung mitzufühlen, ein Fenster zum Herzen und ein Blick in Seele der Songs.
Wenn Cee-Lo der Hauptdarsteller von „The Odd Couple“ ist. dann ist Danger Mouse der Regisseur. Ein guter Regisseur, wie auch seine Produktionen für die Gorillaz, The Rapture oder The Good, The Bad & The Queen zeigen. Und so wie die Filmemacher der Nouvelle Vague das alte Hollywood-Kino zitierten und auf ihre Art weiterführten, so spielt Danger Mouse mit dem Motown-Sound der 6oer Jahre: Die Beats und der Sound sind frisch und neu, die Herangehensweise zeugt von einer Independent-Sozialisation, aber das Wesentliche ist die Rekontextualisierung des klassischen Sixties-Pop. „Whatever“ scheppert und kracht, als wäre es in einer liebevoll restaurierten Garage aufgenommen worden. Der Refrain ist simpel, aber catchy, das Arrangement rau und sexy zugleich – das Update eines Proto-Punk-Songs aus den mittleren Sechzigern. Solche Lieder sind keine Klangtapeten, sondern Freunde.
„Surprise“ erinnert mit seinem hymnischen Retrain vielleicht noch am ehesten an die unwiderstehlichen Ohrwurmqualitäten von „Crazy“, während der Strophenteil mit klackernden Percussion-Instrumenten und dezentem Dub-Delay unterlegt ist und deshalb sehr zurückgenommen klingt.
Gnarls Barkley sind dabei, ein fantastisches Nerd-Universum zu errichten, eine Welt in der es einen Unterschied macht, ob man.Talkingln Your Sleep“von den Romantics kennt oder nicht und wo „Freddy vs. Jason“ als zitierfähiges Kulturgut gilt. Man besucht sie gern dort, immer und immer wieder.