Graham Parker – Your Country

Fabelhafte neue Platte vom alten Meister des tröstlichen Sarkasmus Der ewige Underdog der alten Songschreiber-Schule macht seit Jahren bravouröse Platten im amerikanischen Exil. In England hatte man ihm mit der Erfindung es „Pub Rock“ einen Tort angetan, und mittlerweile klingen Parkers gut abgehangene Folk-Rock-Geschichten sowieso amerikanisch, weshalb hier Lucinda Williams leider ziemlich sinnlos beim gemächlichen „Cruel Lips“ mitsingt.

Sonst ist aber alles intakt: die böse Zunge, die Selbstironie, die Bitterkeit, der gepresste, ätzende Gesang. Soll „Your Country“ etwa den Amerikanern den Spiegel vorhalten? So etwas Blödes würde Graham Parker niemals wollen. In dem besten Stück des Albums, „Almost Thanksgiving Day“ (eine späte Replik auf Van Morrisons „Almost Independence Day“?), wirft er einen vollkommen ilusionslosen Blick auf den Alltag: „The kids come and go with their things/ We sit and polish our wedding rings/ They forecast snow on the way.“

Mit der Attitüde des traurigen Clowns („Anything For A Laugh“!) giftet Parker von letzter Liebe, der „Queen Of Compromise“, von Versäumnissen, Reue und dem Altwerden: „Let’s remember what life was like/ When life was a wild ride.“ Und natürlich haben Parkers Songs noch immer die unnachahmliche, tröstliche Schärfe, und kein Wortspiel ist ihm zu albern: „But when that twister rolled through kentucky/ And ripped up your trailer park/ I saw your big butt flyin‘ through the window.“ So viel Wut, so viel Witz!

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