Guided By Voices – Universal truths And Cycles: Der einstige Lehrkörper Robert Pollard hat wieder Songs geschrieben :: MATADOR/ZOMBA

Wer es selbst bei „Alien Lanes“ noch nicht kapiert hatte, oder zumindest zu dem Zeitpunkt, als man Ric Ocasek als Produzent anheuerte, um der home recording-Faile zu entgehen, fragt möglicherweise heute noch, wer zur Hölle denn Guided By Voices sind. Der Rest weiß längst, was man dem einstigen Lehrkörper Robert Pollard samt Referendaren zu verdanken hat: Sie schreiben die meisten Songs, veröffentlichen die meisten Platten, vertragen das meiste Bier und haben die coolsten Tätowierungen. Was fertig war, wurde ohne Rücksicht auf Verluste rausgehauen.

Was auch nicht vergessen werden darf: Pollard schrieb mit „Hold On Hope“ und „Now To War“ (und Pi mal Daumen 34 weiteren Stücken) die besten R.E.M-Songs, die Michael Stipe nie eingefallen sind. „Isolation Drills“, die letzte Guided By Voices, musste man sich sogar importieren lassen: Niemand hatte sie je gesehen, es solle sie aber geben, nur teuer, weil keine Nachfrage – und was Besitzer von Plattenläden eben so sagen. Kurzum: Es war ein Kreuz.

Mit „Universal Truths And Cycles“ sind Guided By Voices immerhin wieder bei Matador gelandet, die Produktion haben sie selbst übernommen, und Lo-Fi ist das schon seit „Under The Bushes Under The Stars“ nicht mehr. 19 Stücke, 90 Ideen pro Song, 900 Flaschen Budweiser (grob geschätzt!) – da musste ja so etwas herauskommen wie „Back To The Lake“! Ach, es ist das Herzstück dieser famosen Schallplatte: Piano-Geklimper nur zu Beginn, dann denkt man unterschwellig, die Strokes (die das Lied gern mal unmittelbar vor dem Betreten der Bühnenbretter dudeln) hätten ihre Hände im Spiel gehabt. Zu Beginn der zweiten Strophe das Bonbon: Heureka! Propeller-Gitarren! Und Pollard singt doch tatsächlich: „Make no mistake/We will call you back to the lake.“

Auch „Everywhere With Helicopter“ und „Cheyenne“ sind kleine, behende Rock-Biester, Anderes zwischen Pop, Prog und Indie-Rock, mal Skizze, mal ausformuliert, schippert in ruhigeren Gewässern und ist dabei ganz rührend. Fast ein bisschen schade, dass Robert Pollard seine Geistesblitze heutzutage nicht mehr in einen klapprigen Kassettenrecorder singt.

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