Guiseppe Tornatore – Der Mann der die Sterne macht
Kaum jemand liebt das Kino so überschwenglich wie der Italiener Guiseppe Tornatore. In „Cinema Paradiso“ wird ein Junge, unverkennbar das Alter ego des Regisseurs, vom knurrigen Filmvorführer Philippe Noiret in die Magie des Mediums eingeführt, um als erwachsener Mann am Ende zarte Tränen zu vergießen – als er nämlich das Testament seines Lehrers betrachtet: die schönsten Küsse der Filmgeschichte, aus Zensurgründen auf Anordnung des Dorfpfarrers aus den Rollen herausgeschnitten. Wer sich einen so herzergreifenden Schluß ausdenkt, ist ewig dem Kino verfallen.
In seinem neuen, ohne berühmte Namen gedrehten Film schlüpft Tornatore in die Rolle von Joe Morelli (Sergio Castellito). Mit einem klapprigen Kleinlaster bereist dieser Mitte der 50er Jahre die Städte und Dörfer Siziliens – immer auf der Suche nach Stars, nach Film-Sternen und -Sternchen. Seit der Hochblüte des Neorealismus verlangt das italienische Kino nach immer neuen Laiendarstellern, und Morelli gibt vor, für die Besetzungsagentur von Cinecitta zu arbeiten. So baut er in jedem Ort sein Zelt als provisorisches Filmatelier auf und läßt die leichtgläubigen Bewohner vorsprechen. Natürlich verlangt Morelli Geld für seine belichteten Filme, aber niemand erkennt diesen Betrüger – und will es auch gar nicht. Sogar ein Dorfpolizist strebt nach Höherem.
Merke: Film ist Illusion, und jeder möchte getäuscht werden. Mit dieser poetischen, in südlich-grellen Farben getauchten Parabel hat sich Tornatore wieder für das Kino entschieden.