Gurus’s Jazzmatazz – Street Soul

Als alle Welt sich den Kopf darüber zerbrach, was HipHop und Jazz wohl gemein haben könnten, marschierte Gang Starr-Rapper Guru mit seinem Jazztnatazz-Projekt vorneweg. Und war dabei auch noch sexy (zumindest neben N’Dea Davenport). Doch schon zwei Jahre später zerbröselte die Freestyle-Zukunft der Vergangenheit in einer müden „New Reality“ (Albumtitel 1995). „Ich spürte eine Leere im HipHop“, gibt Guru jetzt zu Protokoll, ja „überhaupt in der Musik“. Klar, dass er sie gleich füllen musste.

„Ihrer Zeit voraus“ wähnt Guru gleich beide Jazzmatazz-Vorgänger. Diesmal sind die Ansprüche bescheidener. Die Revolution soll mal wieder im Schlafzimmer stattfinden. Dass „die Leute zu dieser Musik Liebe machen“, ja „Kinder aus ihr hervorgehen“, wünscht sich Guru, als wollte er Barry White Konkurrenz machen. Also turtelt er in „Plenty“ mit dem neckischen Jazz-Kitten Erykah Badu bis zum Abwinken (bzw. Gelächter), beschwört das Begehren der letzten Nacht mit „Supa Love“ Kelis; hübsch auch, wie er Macy Gray zu den reduzierten Klacker-Beats von „All I Said“ in sanftes Understatement zwingt.

Sie merken: Die Gästeliste macht schon einmal schwindlig. Angie Stone darf das Quartett der angesagten (Retro)-Soul-Frauen mit dem Groover „Keep Your Worries“ vollmachen. So gefällt sich „Streetsoul“ eher als Leistungsschau aktueller R&B-Trends – statt selbst einen Trend setzen zu wollen.

Doch Guru wäre nicht Guru, würde er im Libidinösen steckenbleiben. Pflichtbewusst gibt er den werdenden Vater gleich mit („Guidance“), reckt zwischendurch mit The Roots sogar die Fäuste, wird im Gespann mit Herbie Hancock auch noch philosophisch (in „Timeless“). Dass keine bloße Nummern-Revue daraus wird,da sei Gurus flow vor, seine ganze Autorität und auch Eitelkeit als Rapper. Doch bei einem Album, dem die innere Kohärenz weitgehend abgeht, liegen Tief- und Höhepunkte schon mal eng beieinander. Eben noch verpufft 2-Step-Shooting Star Craig David spannungslos („No More“), da setzt Guru schon eine düstere „Night Vision“ auf die Straße, mit Isaac Hayes als potentem Stichwortgeber.

„Street Soul“, tatsächlich, hier wird die Musik dem Titel gerecht. Doch insgesamt ist Guru über der Frage, ob’s nun „Let’s Get It On“ oder „What’s Going On“ werden sollte, doch ein wenig die Definitionsmacht abhanden gekommen.

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