Hank Williams Jr. :: Hog Wild :: Curb/EDEL 78052

Eines gleich vorab: Leicht hat es Hank Williams Jr. nie gehabt. Das Genie seines Vaters wirft einen so langen Schatten, daß er keine Chance hatte, jemals daraus hervorzutreten. Mutter Audrey, abgebrüht und bereits Hank Seniors Verderben, schien das zu ahnen, als sie ihren Sohn im zarten Alter von acht Jahren zu Daddys Clone machte und auf die Hank-ist-Gott-Rolle schickte. Damit hatte sie zwei Eisen im Feuer. Das andere war Ray Price, doch Sohnemann ließ sich problemloser biegen. Jede Menge Erfolg und dennoch ein verpfuschtes Leben.

Ganze drei Jahre alt was Bosephus, wie ihn sein Daddy nannte, als dieser sich vom Rücksitz seines Cadillacs aus gen Hillbilly-Himmel davonmachte. Weitere 20 Jahre brauchte Junior, um – wie er sagt sein eigenes Ich zu finden. Doch was er da gefunden hat nach diversen Drogen-Eskapaden und Suizid-Versuchen, ist verdammt häßlich. Geistig retardierte Bosephus zu einer Art Country-Ausgabe von Ted Nugent: der Mann als Eroberer (Frauen) und Killer (Tiere). So zwischen Ernest Hemingway und Charlton Heston. Wie letzterer ist Hanks mißratener Sohn heute patriotischer hardliner, Aktivist für die allmächtige Schußwaffen-Lobby und, na klar, Jäger. Bei einem Jagdausflug vor 20 Jahren fiel er auf den Schädel, der sich spaltete und sein Gehirn bloßlegte. Viele Operationen später – er hatte inzwischen den Southern Rock als heilbringende musikalische Heimat entdeckt beendete Hank Jr. das unwürdige Recycling von Hank Sen. und beschränkte sich hinfort (von wenigen leichenfledderischen Aktivitäten wie einem Video-Clip mit Daddy abgesehen) auf lauten, vulgären Country- Rock.

„Hog Wild“ macht da keine Ausnahme. Vom Oink-Oink-Chor des Titelsongs angefangen über robustrabulistische Cover-Versionen von Chip Taylors „Wild Thing“ und John D. Loudermilks „Tobacco Road“ bis hin zum Road-beseelten und Biker-brünftigen „Wild Horse“ zieht sich Juniors Credo: Seht her, ich bin ein Outlaw. Und was für einer. „Go get yourself a Harley“, singt er, „and put die hammer down.“ Wurden Fonda und Hopper nicht von Ultras wie unserem Bosephus von ihren Maschinen gefegt? Aber das ist lange her.

Ein paar gute Momente hat „Hog Wild“ auch. Williams‘ Ode an Waylon Jennings zum Beispiel. „Eyes Of Waylon“ wird nicht in die Annalen eingehen als großer Song, doch als aufrechten, sehr persönlichen Tribut an einen echten Outlaw wird man ihn in Erinnerung behalten.

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