Hanson – This Time Around :: Eine Klassenreise: handwerklich gekonnte Plagiate von Halbwüchsigen
Die Brüder Hanson müssen schließlich doch noch gute Berater gefunden haben: Nachdem die „MMMBopper“ Isaac, Taylor und Zac 1997 im Alter von 10,11 und 13 Jahren ihr Industrie-Debüt „Middle Of Nowhere“ acht Millionen Mal verkauft hatten, tat eine gnadenlose Vermarktungsmaschinerie alles, um die weiße Mainstream-Rock-Ausgabe der Jackson 5 in Rekordzeit bis aufs Mark auszupressen. Binnen eines Jahres wurden neben unzähligen Bilderbüchern, Video-Kassetten sowie den üblichen Fan-Textilien eine überflüssige Weihnachtsplatte, ein Live-Album und die „Indie Recordings“ auf den Markt geworfen. So verkam das respektabelste Teenager-Debüt der 90er Jahre (neben Silverchair) zu einem running gag an denselben Postertapeten wie die Kelly Family.
Wenn das so weiter gegangen wäre, hätten die Hansons sich noch vor dem 18. Geburtstag ihres Nesthäkchens auf Party-Galas in der zweifelhaften Gesellschaft von Kirmes-Attraktionen wie Sweet, Kool & The Gang oder den Equals wiedergefunden. Denn für Veröffentlichungen im Halbjahres-Takt fehlt es dem Trio aus Tuba/Oklahoma an kreativer Masse. Hansons zweites Studio-Werk ist der beste Beweis: „This Time Around“ ‚wurde zwar von Stephen Lironi (Black Grape, Fun Lovin‘ Criminals) und Mark Hudson (Aerosmith) genauso perfekt produziert wie schon der Erstling, aber in puncto Songwriting fehlt den drei Teenagern auf der Albumstrecke eindeutig die Ausdauer.
Nach drei Uptempo-Tracks nehmen die Zitate bereits überhand: Taylors Gesang pendelt dem sehnsuchtsvollen Quengeln der frühen Michael Jackson und John Bon Jovi, seine Tastenkünste beschwören ein Sound-Kontinuum zwischen Billy Joel, REO Speedwagon und Steve Cropper. Wie seine Brüder beeindruckt er dabei mit beinahe gespenstischer handwerklicher Qualität – aber mehr als eine Klassenfahrt durch die Pop-Geschichte, an der Altersgenosse Jonny Lang als Gastschüler teilnimmt, kommt dabei nicht heraus.