Heads Hands & Feet – Tracks, Plus …/Speechless/Gagged But Not Bound

Albert Lees kurzlebiges, aber beachtliches Band-Projekt Es war Nicky Hopkins, den Ray Davies in „Session Man“ als einen Meister dieser Zunft verewigte. Das mit „chord progression and top musician“ im Text durfte später auch der Kollege Albert Lee auf sich beziehen. Der Musikant mit dem Spitznamen Mr. Telecaster war nicht

nur ein virtuoser Flinkfinger an den Gitarren von Leo Fender, sondern als Allround-Talent auch an Piano und Hammond B3 mehr als nur kompetent.

Die höheren Weihen strebten Kollegen seiner Generation in den späteren 6Oer-Jahren wie Traffic, Keef Hartley Band, Soft Machine und andere „progressive“ Bands gewöhnlich durch ihr Bekenntnis zum Jazz an. Nicht der Buddy-Holly- und Everly-Brothers-Fan Albert Lee. Dessen Abgötter waren Scotty Moore, Cliff Gallup und Jerry Reed. Der Name der Band, in der er damals spielte, war Country Fever – und der war Programm. Dort spielte man nicht Blues, sondern Honky-Tonk-Klassiker. Poet & The One Man Band war das nächste, nur kurzlebige Projekt, in dem er seine Fingerfertigkeit perfektionierte. Wie deren Gründer/Sänger Tony Colton fand er das, was damals von The Band bis Flying Burrito Brothers und Poco amerikanische Band spielten, ungleich spannender als alle Prog-Rock-Vertreter im eigenen Land.

Als er mit Colton schließlich Heads Hands & Feet gründete, war der Ehrgeiz natürlich der, es mit Country-Rock jenseits des Atlantik zu großem Ruhm zu bringen. Den mit unglaublich viel Geld – angeblich 500 000 Dollar insgesamt – dotierten Plattenvertrag unterschrieb man in England bei Island, in Amerika bei Capitol Records. Was Albert Lee zunächst allerdings gar nicht registrierte: Das Debüt von Heads Hands & Feet machte ihn in Nashville auf Anhieb fast zu einer Legende. Es mag uncharmant klingen, aber wahr ist: Lee spielte seine Idole hier eigentlich schon genauso an die Wand wie Dave Edmunds damals die seinen!

Mit dem Folge-Album „Tracks“ wollte man hinaus über die Anerkennung all der Profis, die Heads Hands & Feet bei den Konzerten im Troubadour in Los Angeles bewunderten, und endgültig den großen Durchbruch schaffen. Von „Jack Daniels (Old No. 7)“ – wo die Hommage an The Band nicht zu überhören ist – über die auch mit Bluegrass flirtenden Songs bis zum virtuos überdrehten Honky-Tonk von „Hot Property“ demonstrierte das Quintett einmal mehr all seine Qualitäten. Unerwartet meldete Lee ganz Crooner-Ambitionen an – mit Balladen wie „Roadshow“, die vergleichbare Songs von Jackson Browne auf „Running On Empty“ schon mal vorausdachten. Auch mit Songs wie „Song And Dance“ und vor allem „Rhyme And Time“ – entschieden keine virtuosen Kabinettstücke – wollte er sich als Singer/Songwriter profilieren.

Das irritierte die Fans der ersten Stunde allerdings dermaßen, dass sie die Heads Hands & Feet der vorausgegangenen Doppel-LP nicht mehr so recht wiedererkannten. Auch Amerika-Tourneen mit immerhin Procol Harum und Jethro Tull konnten das neue Profil nicht erfolgreich zu schärfen. Wie weit sich die Band verändert hatte, hört man auch bei den beiden Studio-Outtakes, die auf dieser Remaster-Edition als Zugaben kommen. Mit „Warming Up The Band“ gibt Albert Lee dann doch noch Kostproben seines spielerischen Könnens.

Erwähnung verdienen in diesem Zusammenhang – etwas verspätet zwar, aber dennoch – die beiden vom australischen Oldies-Spezialisten Raven Records vor einiger Zeit veröffentlichten Albert-Lee-Platten von 1987/88, „Speechless“ und „Gagged But Not Bound“, auf einer CD gekoppelt (4). Auf denen brilliert der Meister und demonstriert, was er in all den Jahren in Diensten auch von Emmylou Harris und Eric Clapton an endloser spielerischer Eleganz und Finesse zu bieten hat. Wer sonst würde sich in seinem Beruf ein Stück wie das von Fritz Kreisler komponierte „Schön Rosmarin“ vornehmen und dessen Nostalgie mit ein wenig hawaiianischer Folklore anfüttern?

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