Heather Nova
„Breath And Air“ – Schön ausatmen
V2/Bertus (VÖ: 21.2.)
Ein meditativer Songzyklus der sanften Sängerin.
Für ihr 13. Album vertraute Heather Nova sich und ihre Musik dem britischen Produzenten Chris Pond (Ben Howard) an. In dessen Studio in Devon (UK) entstand ein Produktionsdesign, das nicht mehr oder weniger will, als Novas sanfte Akustikgitarrenlieder vorsichtig zu illuminieren. Etwas Stilles ist in den Liedern, man meint zu spüren, dass hier mehr oder minder zwei Menschen allein ein Album produziert haben. Ein Cello barmt, ein Beat puckert leise, Klangflächen wallen auf und ab – Ebbe und Flut, die Küste und das Meer sind hier wiederkehrende Bilder. Mit ihnen erforscht Nova die Dualität der Dinge. „Es gibt kein Licht ohne Dunkelheit, keine Freude ohne Schmerz“, steht dem Pressetext voran.
Ausatmen, nachspüren
Inhaltlich folgt Nova den Spuren der wiederkehrenden Zyklen und Muster in ihrem Leben und erkennt in ihnen eine Chance, alte Wunden aufzudecken und Verletzungen zu integrieren. Die sozusagen spirituelle Auseinandersetzung mit der Seele und ihren Mechanismen gehört fest ins Werk von Heather Nova. „We say we don’t want our lives to change/ But maybe we do“, singt sie in „Ebbs And Flows“, einem besonders sehnsüchtigen Lied. „Could be something on the bright side for me and you/ The fishing boats coming through the narrows/ Saw the kids playing castaways swimming in the shallows.“ In dem Lied steckt vielleicht auch eine Ahnung von Vergänglichkeit. Jedenfalls tut diese Schönheit ein bisschen weh.
Einer der zentralen Songs ist das Titellied, da wird der Sound etwas fester und die Melodie memorabler. Erst hören wir Heather Nova allein zur akustischen Gitarre, dann kommt ein vorsichtiger Beat dazu. Apropos Beat: Auf „Breath And Air“ vermischen sich akustische Instrumente mit elektronischen Klängen – Ambient-Texturen, die Novas Songs nicht kontrastieren, sondern emotional verstärken. Es ist gut, dass Nova hier auf große Pop-Arrangements verzichtet – sie haben ihrer Musik manchmal die Intimität genommen. „Breath And Air“ hat ebendas, Atem und Luft, und man erlebt ein einziges meditatives Gefühl, das alle dreizehn Lieder durchzieht. Ausatmen, nachspüren.
Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 3/25.