Heinz Strunk – Die Zunge Europas
„Die Zunge Europas“ von Heinz Strunk macht in der verschroben tragikomischen Tradition da weiter, wo der Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse“ auf hörte: „Alle anderen ja. ich nein.“ Wer darüber lacht, zählt sich vermutlich zu allen anderen, für Markus Erdmann, den leicht übergewichtigen. 34 Jahre alten Ich-Erzähler, ist dieses Fazit seiner von großväterlichen Verboten geprägten Kindheit einfach nur bitter. Noch dazu existiert seine Beziehung zu Sonja allenfalls pro forma, während ihn sein Job als Gagschreiber an den Rand der Verzweiflung treibt. Diese entlädt sich etwa in einer ebenso lustigen wie leider stichhaltigen Hasstirade auf die deutsche Comedy-Szene und in allerlei zitierenswerten Lebensweisheiten, die schon auf den ersten Seiten Lemmy Kilmister und Peter Sloterdijk die Ehre erweisen. Doch manchmal macht Strunk es sich zu leicht, wenn er Erdmann in einem unerträglichen Hitzesommer angeekelt und obsessiv zugleich unentwegt fernsehen lässt; denn wer muss sich ernsthaft noch erläutern lassen, dass der RTL-Shop arg viel Schmonzens feilbietet? in den besten Momenten aber gelingt es dem „Studio 8raun“-Mitglied, gerade jenem zum Idealbild stilisierten Humoristen eine Stimme zu geben, „für den Komik existenzielle Notwendigkeit bedeutet, eine Möglichkeit, dem Schmerz und den Widrigkeiten des Daseins zu begegnen“. Widrigkeiten und schmerzhafte Erfahrungen gibt es wahrlich mehr als genug in Markus Erdmanns Leben. (19,90 Euro)