Helium – The Magic City

Auf der Suche nach der magischen Stadt Nachts kannst du ihre Lichter am Horizont leuchten sehen, aber der Weg dahin bleibt dir verschlossen. Mary Timony hat das zweite (lange) Album ihrer Band Helium „The Magic City“ betitelt – die einzigen allerdings, die hier diesen Weg zum Licht finden, sind die

Motten – angezogen vom Strahlen der Lampe, an der sie sich versengen. So etwas wie Erleuchtung ist bei der poetischen Realistin Timony immer eine zwiespältige Angelegenheit. Sympathie bringt sie in dem Stück „Cosmic Rays“ für jene Spinner auf, die da glauben, ihre Autos könnten kosmische Strahlen absorbieren, mit Häme jedoch begegnet sie in JLeon’s Space Song“ vollgedröhnten Langweilern, die ihre feigen Realitätsflüchte als Ausflüge in neue Dimensionen tarnen: „Maybe it was one of the nasty things you make me do – like sitting and watching you break through to die other side.“

Ein sardonisches Statement, das auch von Liz Phair stammen könnte, mit der Helium ihr Label Matador teilen. Das New Yorker Indie-Rock-Imperium vereint die wortgewaltigsten weiblichen Songwriter, doch irgendeine einheitliche Sprache kommt trotzdem nicht heraus. Was natürlich gut ist. Liz Phair und Catpower gehören zum Programm aber zu sagen hätten sich die provokante Galionsfigur und die verwirrte Leisetreterin vermutlich gar nicht vieL Zersplitterung herrscht auch hier, wo Einheit zu kommerziellen Zwecken von Vorteil wäre. Als Rollenmodell taugt Mary Timony von allen Matador-Künstlerinnen am allerwenigsten.

Und nach der Veröffentlichung von “ The Magic City“ weniger denn je. Denn far,faraway von allen Tendenzen im US-Rock huldigen Helium auf diesem Album einem verdrehten Eklektizismus. Diese Akkordfolgen erinnern manchmal an den psychedelischen Folk von Fairport Convention, die Keyboards bocken zuweilen wie bei der New Wave, und die schwarz geschwungenen Melodien verbreiten ab und an den Flair eines Soundtrack von Ennio Morricone. Ein fast barockes Wirrwarr ist das. Die Instrumentierung aus Harpsichord, Mellotron und Mandoline kann nicht verwundern, denn aufgenommen wurde das Werk in dem antiken Studio von Mitch Easter, wo einst R.E.M. zu Hause waren und wo unlängst auch die Indie-Rocker Pavement traditionellere Arrangements um ihre verqueren idiosynkratischen Riffs spannten.

„The Magic City“ ist ebenfalls gleichermaßen dassic wie auch kirre, schon weil Mary Timonys Stimme zwischen allen bekannten Tonlagen flattert. Ja, soviel spinnerte Schönheit liegt in diesen Melodien – die magische Stadt kann einem bei diesem Eindruck gestohlen bleiben. 4,0

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