Hero von Zhang Yimou :: (Start 5.6.)
Während sich Kung-Fu-Filme durch Bruce Lee und einen anhaltenden Boom von Kampfsportarten noch Aufmerksamkeit verschaffen konnten, Martial-Art-Szenen inzwischen sogar in jedem Actionfilm eingesetzt werden und Jackie Chan die westlichen Multiplexe füllt, ist der klassische Eastern auch seit Ang Lees „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ nur wenigen ein Begriff. Noch immer wird das Ehrgefühl für Pathos und die Kampfkunst für artistisehe Zirkusnummern gehalten. Nun legt Chinas ambitioniertester Filmemacher Zhang Yimou („Rote Laterne“) mit „Hero“ einen weiteren Versuch vor, Cineasten für asiatische Sagen und schwerelose Schwertkämpfe zu interessieren.
Yimou greift eine der Legende um den chinesischen König Qin auf, von dem schon Chen Kaige in „Der Kaiser und sein Attentäter“ (1999) erzählt hat.
Der Feldherr strebt äußerst brutal die Herrschaft über alle sieben Reiche an, weshalb ihn die sechs Rivalen immer wieder ermorden lassen wollten. Nun erscheint ein namenloser Fremder (Jet Li) an dessem Hofe und behauptet, die letzten und gefährlichsten drei Attentäter besiegt zu haben. Allein mit Qin (Chen Dao Min) in einer riesigen Palasthalle, schildert er die Umstände, wie er sie einzeln bezwingen konnte. Nach jedem Bericht darf er näher heranrücken – bis er nur zehn Schritte von Qin entfernt ist Dann aber ahnt der einen Komplott und erzählt eine eigenen Deutung der Ereignisse, woraus sich ein Disput über Liebe, Rache und Opferbereitschaft entspinnt.
Die Dramaturgie kennt man aus Akira Kurosawas „Rashomon“, auch vieles andere verweist auf den japanischen Meisterregisseur. Qin, seine Truppen und die Umgebung sind schwarz gehalten, jede Version vom Kampfhergang ist streng in einer anderen Farbe durchkomponiert. Das Duell mit dem Speerkämpfer Weiter Himmel (Donnie Yen) hat einen monochromen, nassen Hintergrund. Jet Lis Erzählung, er habe das Liebespaar Fliegender Schnee (Maggie Cheung) und Zerbrochenes Schwert (Tony Leung) durch Eifersucht entzweit, illustrieren alle Formen von Rot. Qins Variante ist blau, bis die Wahrheit in weiß erscheint.
Die visuelle Wucht ist derart atemberaubend und einzigartig, dass dahinter sogar manche der mitreißenden, magischen Kampfchoreographien verblassen. Neben bekannten Motiven wie ästhetisch traumhafte Luftballette über Baumwipfeln und Seen erstaunen Zeitlupenaufnahmen, in denen Wassertropfen zerschnitten werden, sowie ein virtuos gefilmtes Stakkato aus Pfeilen.