Hustle & Flow :: Start 17. 11.

Der Gangsta als Rapper, das ist seit Jahren ein einträgliches Geschäft. Natürlich ist es ebenso längst zum Klischee geronnen, am Rand aber oder gerade deshalb auch ein Stück sozialer Realität. Der noch immer meist afroamerikanische Traum, sich aus dem Ghetto in die Charts zu katapultieren, ist Teil des Erfolgs von Raprausik. Und so verwundert es nicht, das MTV das Debüt von Regisseur Craig Brewer mitproduziert hat.

DJay (Terrence Howard) ist Zuhälter und Dealer, eine kleine Nummer in Memphis, wo er lässig philosophierend abhängt und von zwei Frauen lebt, der impulsiven schwarzen Stripperin Lexus (Paula Jai Parker) und der naiven weißen Nutte Nola (Taryn Manning). Als er zufällig seinem alten Schulfreund Key (Anthony Anderson) wiederbegegnet, der als Tontechniker arbeitet, erinnert sich der 3ojährige DJay an seinen Wunsch aus der Kindheit, mal Musiker werden zu wollen. Er schreibt einige Lyrics, überzeugt Key mit seinem Freestyle-Rap und bastelt mit dem weißen Kirchenmusiker Shelby (DJ. Qualls) in seiner Bude ein Aufnahmestudio zusammen. Das Equipment ist dürftig, und die Eierpappen an den Zimmerwänden dämpfen so wenig, daß DJay mit Engelszunge einen Nachbarn zwei Häuser weiter bitten muß, die laute Musik abzustellen. Seine schwangere Freundin Shug (Taraji R Hanson) singt für den ersten Song den R&B-Refrain. Dann bricht für alle der große Tag an.

Der Barbesitzer Arnel (Issac Hayes) will DJay ein Treffen mit dem Hit-Rapper Skinny Black (Chris „Ludacns“ Bridges) vermitteln. Frisch frisiert und mit fetter Goldkette, auf der DJays immer wieder für Witze tauglicher Name („DJ was?‘) prangt, überreicht er Skinny sein Demotape. Der grinst, es sei immer gut, einen Traum zu haben, und spült den nach einem Saufgelage mit der Kassette im Klo hinunter. DJay rastet aus.

DJay ist gewiß kein sympathischer Typ. Rücksichtslos setzt er Lexus und ihr Baby vor die Tür, weil sie ihn bei seinen Ambitionen stört. Er nötigt wie selbstverständlich Nola dazu, ein neues, teures Mikro mit ihrem Körper zu bezahlen. Er streitet mit Key und brüllt ungeduldig die gutmütige Shug zusammen. Aber er ist dank der Intensität, seine einzige Chance nutzen zu wollen, ein Sympathieträger. Unsicher, angespannt und einfühlsam spielt ihn Howard mitreißend am Drehzahllimit. Brewer gibt ihm und der Musik reichlich Raum, indem er in der visuellen Inszenierung zurücktritt. Seine Bilder sind schlicht und daher um so kraftvoller und näher dran. Humor und Härte bleiben authentisch und gemahnen an „Boyz’n The Hood“ von John Singleton, der diesmal als Produzent fungierte. Und wenn DJay im Knast dann seinen Song im Radio hört, wird trotz gewisser Ironie das Gangsta-Klischee wahr. Und auch für Brewer erfüllt sich der Aufsteigertraum: Sein fulminantes Underdogdrama gewann den Hauptpreis von Robert Redfords diesjährigem Sundance Filmfest.

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