IM KÖRPER DES FEINDES von John Woo :: Ab 25. September

Der Killer und der Cop – das ist die perfekte Arbeitsgemeinschaft. Denn das Gute definiert sich nur im Kampf gegen das Böse, und weiß strahlt am neusten vor einem schwarzen Hintergrund. Das weiß auch der Katholik John Woo, trotzdem wirbelt er genüßlich die Ordnung der Zeichen durcheinander. In „The Killer“, seinem schönsten Hongkong-Film, trägt der Cop schwarz und der Kriminelle weiß. Oder wie jetzt in „Im Körper des Feindes“, seinem bisher besten Hollywood-Film. Das Wechselspiel aus hell und dunkel wird von Woo, der sich wieder prächtig selbst zitiert, perfektioniert. Denn der Gute muß in den Körper des Bösen.

Das passiert so: Menschenfreund Sean Archer (John Travolta) hat nach jahrelangem Duell den sexy Misanthropen Castor Troy (Nicolas Cage) ins Koma geballert. Eigentlich ist also alles bestens, aber der Psychopath konnte vorher noch eine Zeitbombe plazieren. In einer Kirche, versteht sich, aber davon weiß niemand. Um herauszufinden, wo die Bombe tickt, schlüpft der Polizist in den Leib des Fieslings. Und der ist nicht irgendein Fiesling, sondern der Mörder seines Sohnes, was die Sache noch perfider macht. Natürlich kommt beim Body-Transfer alles ganz anders, als der Doc versprochen hat Archer, der eine Art Jesus Christus ist, darbt eingesperrt im Körper von Troy, während Troy, der Trieb in Person, in Archers Familie den häuslichen Pflichten nachkommt.

Der Film ist ein Kampf der Giganten, und es ist ein gerechter Kampf, weil Travolta und Cage zu gleichen Teilen das Gute und das Böse verkörpern. Sie müssen beide mal Augen wie ein trauriger Hund machen, dürfen dafür beide mal mit Schnellfeuerwaffen lustvoll die Lenden kreisen lassen. Apropos: Sein berühmtes ballistisches Ballett inszeniert John Woo kunstvoll wie in seinen frühen Filmen. Nach einigen Startschwierigkeiten hat sich der Kantonese offensichtlich mit Hollywoods Studiosystem arrangiert. „Im Körper des Feindes“ zeigt, welche Wirkung eine entfesselte Ästhetik der Gewalt nach Hongkong-Art in einem klassischen westlichen Plot zeitigen kann. Kino ohne Grenzen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates