Irina Palm :: Start: 14. 6.

„I wank them out“, erklärt sie nüchtern den drei spießigen Nachbarinnen beim Teekränzchen, und in ihrer Stimme schwingt tonloser Triumph mit. Marianne Faithfull stellt die wichsende Witwe Maggie mit einem Understatement dar, das man entweder dilettantisch oder brillant nennen muss. Die unscheinbare und unbedarfte Frau aus dem britischen Arbeitermilieu sucht einen Job, um die Operation für ihren todkranken Enkel bezahlen zu können. Sie bewirbt sich in einem Sexshop als Hostess. „Das Wort ist hier ein Euphemismus“, erläutert der Betreiber Miki (Miki Manojlovic), ein mürrischer Jugoslawe, der von ihren zarten Händen angetan ist. Statt einen Feudel soll sie Penisse auswringen, durch ein anonymes Loch in der Wand. Bald ist Maggie, die ihre lukrative Tätigkeit lhrem arbeitslosen Sohn und dessen verzweifelter Frau beschämt verschweigt, als Irina Palm die begehrteste Adresse für Männer mit Triebstau.

Eine triste Komik durchzieht Garbarskis gar nicht frivoles Alltagsdrama. Wenn Maggie mit Putzkittel und Thermoskanne zu ihrer Schicht kommt oder Miki sie für ihre Gabe lobt, sind das melancholische Momente stillen Humors. Garbarski baut seine Geschichte langsam auf, jede Einstellung und auch Bewegung von Faithfull scheint vor Ohnmacht verharren zu wollen. Das es zum Eklat kommen muss, ist allerdings vorhersehbar wie das Ende und macht den Film dann doch nur zu einem kurzweiligen Märchen im Rotlichtdistrikt, wo der „Penisarm“ am meisten schmerzt.

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