Janet Jackson – All For You

Im Idealfall hatte sie immer beides, die Alben und die Singles. Mit „Control“ und „Nasty“ und Jimmy Jam 8C Terry Lewis stieß sie 1986 in Minneapolis die Tür zur biografischen und künstlerischen Emanzipation weit auf, so weit, dass noch Jahre später der wundervolle Slick-Funk von „That’s The Way Love Goes“ hindurchschlüpfen und den Sommer von 1993 unvergesslich verzaubern konnte. Ihr Lover, der Glückliche, durfte damals ihre süßen Brüste öffentlich auf Poster-Größe in Händen halten wie reife Paradies-ÄpfeL Auf dem S/M-inspirierten Gesamtkunstwerk „The Vehet Rope“ setzte es 1997 gar die sanften Peitschenhiebe, die ihre besten Beats schon immer waren. Dirty mind. Doch irgendwann kam der künstliche Push-up, hatte sich vor allem dieses ölige Dauergrinsen manifestiert, welches sie auch auf ^iüFor You“ breit und ermüdend selbst dann aufsetzt wie eine Maske, wenn sonst alle Hüllen gefallen sind. Den glücklichen Lover, Rene Elizondo, hat sie auch nicht mehr. Doch mit selbstzerfleischender Rückschau hält sich JJ hier nur ansatzweise auf, im versöhnlichen „Truth“ und mit „Better Days“, das mit einem, na ja: Gitarrenpop-Solo immerhin musikalisch überrascht.

Seelenstriptease? Paah. Als knackige Mitt-Dreißigerin feiert JJ lieber die Endlosbalz des frisch genossenen Single-Daseins und kann dabei die Kleider gar nicht schnell genug von imaginierten Leibern kriegen. Dir J^et’s Get

* On“ ist Jiü For You“ aber leider nicht geworden. Gewiss, sie denkt oft genug nur an das eine, haucht auch irgendwann verzückt „suck“ und „fiick“ und „lick“, verströmt dabei aber zu oft nur die harmlose Aura der braven Vorstadtmutti, die sich auf einer heimlichen Dessous-Party plötzlich ganz verrucht vorkommt.

Nur „Would You Mind“ sollte es auf ein ordentlich-ordinäres Schlafzimmer-Tape schaffen. Zumal die Pointe wirklich beachtlich ist: „The song ended“, registriert sie, eben noch hechelnd, ganz baff. Um sich dann zu beschweren: „I didn’t even get to come. Did you?“ Den fast einsamen Höhepunkt des Albums schafft JJ dann auch nicht im Alleingang. Mit der Macho-Abfuhr „Son Of A Gun“ setzt sie vielmehr die Umarmungsstrategie fort, die schon 1997 so gut funktioniert hatte, als Joni Mitchell in ihrem „Big Yellow Taxi“ durch Janets letzte Monster-Single „Got TU It’s Gone“ gebraust war. Jetzt nutzt Carly Simon das clevere „bu’re So Vain“-Remake gern zur historischen Richtigstellung („nothing in die words refers to Mick“) und stiehlt JJ dazu noch die Show als distinguierte Upper West Side-Gast-Rapperin.

So hat die Frau, die im Idealfall immer beides hatte, nur ein höchst mittelmäßiges Album und dazu bisher zwei Singles („Doesn’t Really Matter“, Titelsong), die ihrer eigentlich unwürdig sind.

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