Janet Jackson – Damita Jo
Danke, Janet! Danke, dass du es auf dich genommen hast, uns an deinem eigenen, fitgezüchteten Hyper-Leib innerhalb weniger Wochen zu demonstrieren, dass weniger (Blöße) eben oft doch mehr (Erotik) ist. Auch wenn die maximal routinierte Boobs-Optik im Booklet eher aus der Laufmappe eines aufstrebenden B-Models stammen könnte. Wie lange sie diesen Schlafzimmer-Blick geübt hat? Gar nicht Gehört zum Adhoc-Repertoire einer Professionellen.
Okay, die Musik. Zu viel auf jeden Fall. 16 Songs am Stück will man nicht wirklich von ihr hören, aufgefüllt zudem mit diesen ach so zuckersüßen Interlude-Soundbites, in denen die Jackson von ihrer Lieblingsinsel schwärmt und von der „Magic Hour“ kurz vor Sonnenuntergang und von ihrem zweiten Vornamen „Damita Jo“ und ihrer Liebe zur Musik und…, na, so was halt. Stück drei, „Sexhibition“, ist ziemlich gut, Stop’n’Go-Funk auf der Höhe der Zeit, der nur länger dauern müsste als frühe Nick-Lowe-verdächtige 2:29. Dazu die beste Zeile überhaupt als tröstendes Schlusswort: „Relax, it’s just sex.“ Das ähnlich gelagerte „Strawberry Bounce“ sampelt Jay-Z.
Das nächste Zwischenhoch folgt zur Mitte des Albums. „All Nite (Don’t Stop)“ ist nicht so bescheuert wie sein Titel, sondern cleverer Kreisel-Sound aus schwedischer Produktion (Murlyn Music). Gleich darauf „R&B Junkie“, eine detailgetreue Hommage an Evelyn „Champagne“ King, vor allem aber an Kashif, den großen, fast vergessenen Architekten des kühl-reduzierten 80er-Jahre-R&B. Funktioniert immer noch, was man ja nicht von allen Sounds aus dieser Ära behaupten kann. Ja, klingt heute sogar fast wieder neu und anders und erstaunlich frisch, wenn alte Haudegen wie Jimmy Jam & Terry Lewis das Remake organisieren. Ähnlich „I Want You“: Die bessere Single als der lahme Rock-Sing-A-Long „Just A Little While“ versöhnt Burt-Bacharach-Esprit und guten, alten Motown-Charme. Janet goes Diana. Eher nicht so dirty.
Aber dann. Im letzten Drittel entrollt Insel-Freak Jackson die große Soundtapete für sex on the beach. Dort und im Schlafzimmer fragt sie gern: „Do you think I’m that person you watch on TV?“ Und verspricht „There’s another side that I don’t hide but never show.“ Superstar-Routine. Aber selbst Janet will manchmal nur reden! Doch auch gute Zuhörer haben keine Chance, wenn sie leider dann und wann und viel zu oft immer an ihren Ex denken muss. Eine Lektion aus dem wahren Leben – auch wenn es das des Kunstprodukts Janet Jackson ist.