Jason Collett :: Rat A Tat Tat
Klassizistischer Poprock vom Broken-Social-Scene-Songwriter
In Broken Social Scene sei Jason Collett die Tom-Petty-Figur, sagt Kevin Drew. Jedenfalls ist der Gitarrist und Songwriter ein elder statesman der Musikerszene in Toronto, einer, der schon viel erlebt hat und vermutlich der Fels in der Brandung ist. Auf seinen Soloplatten hörte man von Anfang an die große Erfahrung mit 60s-Rock und 70s-Pop, mit Amerika und der Gitarre an sich. Collett schöpft aus einem reichen Fundus, ist ein Meister des geschmackvollen Arrangements und fährt lauter kleine Siege ein. Unaufgeregt sind diese Platten und unauffällig – weshalb sie oft übersehen werden.
Sein viertes Album hat Collett mit Mike O’Brien und Carlin Nicholson von Zeus eingespielt, die beiden sind gleichzeitig die Live-Band. Das Trio arrangiert intuitiv nach allen Regeln der Kunst – die Klänge sind formvollendet klassizistisch, erinnern an die Kinks, die Beatles, (seltener) T-Rex und ganz generell den US-FM-Radio-Poprock der frühen Siebziger.
Collett, dessen Musik manchmal etwas distanziert wirken kann, klingt auf dieser wunderbaren Platte nahbarer als sonst. Vielleicht war das der Geist dieser Sessions, die gemeinschaftlich und unmittelbar wirken. Nicht die – nichtsdestotrotz sehr guten – Kompositionen stehen im Vordergrund, eher der intuitive Umgang mit dem Material, den alten Instrumenten und traditionellen Klängen. Natürlich ist auch dieses Album keines, mit dem sich eine Sensation machen oder eine Mode bedienen ließe. Gut so! Das Vergnügen ist leise, die Freude nachhaltig. (arts&crafts/Alive) Jörn Schlüter